Ich glaub es geht los.

090612-10kg-kaffee

10 Kilogramm,
zu je 1.000 Gramm bzw. 120 Tassen.

Das sind bei 4 Tassen täglich, und 3 GastTassen in Summe. Für 171 Tage = 5,71 Monate.

Oder andersherum: bei einem angenommen Reise-Verbrauch von 735 Tassen ergibt sich eine zusätzliche „Reich-Weite“ von weiteren 4,43 Tassen täglich.

Vorausgesetzt natürlich die Milch wird nicht alle.
Jedenfalls für etwaige Gäste,
denn ich verzichte gerne darauf.
Auf die Milch,nicht auf die Gäste.

Anyway.
Der Berg gibt den Weg an.

Der Kaffeeberg den Fahrberg,
die Flachlandstrecke (durch Kasachstan),
den Prolog,
für die 8.000er.

“Hei Pamir, ich bin geröstet…,
äähhh, gerüstet…”

090617-cafebude-hochf

Die 4,43 Tassen hatte ich mir schon mal vor längerer Zeit gedacht. Von wegen Reserve und so.

Dann die Tatsache, dass neben den Tee trinkenden Engländer ja auch die Kaffee trinkenden Mitteleuropaer ein ganz gemütliches Volk sein können.

Gerade, wenn sie sich zum Beispiel in Islamabad oder Ouagadougu auf dem Campingplatz der Traveller zusammen finden.

Da liegt es doch nahe, mit einem besonderen Angebot aufzuwarten:

European Coffee zum ‘spezial price’,
aus der gelben Caffeebude.

Hilde (ganz lieben Dank…)
hat sich nicht lumpen lassen
und gleich Fakten geschaffen,
die ich raushängen lassen kann.

Also Kameraden, wenn ihr dieses Schild in Buchara, Samarkand oder am Karakul-See seht,
dann habt ihr den Geruch wohl schon in der Nase,

Der allerletzte Möbelbau

090612-schreinerei-holzfussboden Mein Fussboden im Wohnmobil.

Nun liegt der hier allerdings in der Schreinerei.
Ergo: im Womo hab ich keinen mehr.
Mhh, der fehlt jetzt da.

Aber immerhin, es tut sich was:
jetzt werden die Bodenbretter mit den Teakbrettern belegt.

Das ist so schön ausgedacht, ob es dann auch mal fertig wird….

090612-rohbau-schreiner

Die Möbel in der Dusche.

Lange in Planung,
lange vorbereitet,
aber jetzt muss es sein.

Das Waschbecken fand sich im Versandhandel.
In Blau und Glas.

Das ruft doch geradezu nach einer kleinen Lichtquelle unterhalb der Schale. Hmmmm,

Die Möbeloptik selbst ist bereits erfunden, siehe Wohnraum,
nur wasserfest müssen sie hier sein.

Obs hier mal ein Foto
vom wirklich fertigen Stadium gibt ?

Mhhh,
ich sag jetzt mal nein,
vielleicht gibts dann für mich ne Überraschung…..

Eigenleistung

090613-spiegelglass

Jedes gute Investment zeichnet sich durch einen gehörigen Anteil Eigenkapital aus.

Na da will ich mal nicht zimperlich sein.

Spiegelglas neu belegt.
Das alte wollte nem Ast ausweichen,
aber der knorrige Herr war stärker und schneller.

45 Euro für ein LKW Ersatzteil, beheizt.., geht doch ….

Wechselrichter der zweite.

Fürs warme Wasser während der Fahrt.

Über die Lichtmaschine mit 24 Volt auf 230V. 1000 Watt reichen. Dann kann die Elektro-Patrone im TrumaBoiler warmes Wasser herstellen. Und das ganz ohne Wärmetauscher.

Und weil ich diese Steuerung auch noch mit dem D+ der Lima verbinde, darf ich ruhig sogar das Abstellen dieser Aufheizung vergessen, wenn ich den Motor ausschalte. Den Starterbatterien wird’s gefallen,

und ich hab zum Duschen keine Ausrede mehr.

Reserve

090612-aufgebockt090612-dachtrager-neu Schuhe sind wichtig.
Nur so auf Felgen durch die Welt geht kaum 100m gut.
Auch wenn mancher Action-Film es anders aussehen lässt.

Reserve beruhigt.

Einen hat jeder,
ich möchte nen zweiten.

Meinen bisheriges Reserverad HTC1 wandert zusammen mit nem nagelneuen auf die Hinterachse.

Die 40.000km alten HTC’s werden zur Doppelreserve.

Einer davon ohne Felge auf den Dachgepäckträger des Fahrerhauses.

Schon wieder ein Stückchen mehr Abenteuer in Sicht.

Reste arbeiten beim Chef.

090617-bocklet-t Ohne Endspurt wird nix fertig.

Die Fussballstadien in Südafrika nicht;

Der Sommer mit zuviel Regen nicht;
Und der Gelbe sowieso nicht.

Also jetzt aber schnell,

… zum Schreiner,
… zum Michael,
… zum Reifenbauer,

aber jetzt erstmal der Reihe nach…

090615-wc-draussen090615-wc-tuere-schneiden Bis in diese Tage war monatelanges improvisieren angesagt. Denn schliesslich fehlte noch ein gewisses Hintertürchen.

Auf diese weisse SimpelKlappe hatte ich nicht so die rechte Lust.

Da greife ich doch besser auf die Kleinserie von Michael zurück. Die ist sogar in Wagenfarbe lackiert und der Schlüssel von allen Koffertüren passt auch.

Das wird dann der letzte Einbruch wohl ins Fahrzeug sein.

Poch, Poch, Poch…,
wo ist Holz ?

jetzt wird alles gut…..

090617-zusatzschloss-bohren Aber es ist ja nicht so, dass Mann fürs gute Gefühl nichts unternehmen könnte.

Dies hier zum Beispiel:

Zusätzliche Schlösser an Fahrer- und Beifahrertüre.

„Zurken“ und Leon sind gerad im Iran ganze viermal überfallen worden.

Ein Autoeinbruch bei Leon durch die Wohnraumscheibe war auch dabei. Kamera weg.

090617-zusatzschloss-a Dieses Schloss hilft zwar nicht gegen ne eingeschlagene Seitenscheibe, aber die Türe lässt sich so von innen nicht mehr aufsperren. Da bleibt dem Einbrecher nur der Weg über die Glaskrümel durch das frei geschlagene Loch in den Innenraum des Fahrerhauses. Selber schuld, wenn es dann kratzt.

Und ich hab ein gutes Gefühl durchs doppelt abschliessen.

Feuertaufe

Klar ich hatte schon viel darüber gelesen.
Da hiess es: auf keinen Fall bezahlen, dumm stellen, Sprache nicht verstehen, usw..

Und dann komm ich.
Und zwar mutterseelenallein gegen alle Zollbeamten mit kommunistischen Eltern.
Grenzübergang Polen-Ukraine.
Die Polen lassen mich lediglich 55 Min. in der PKW-Schlange stehen, um dann in 3 Min. meinen Pass zu kontrollieren und mich durchzuwinken. Ist ja auch nur die Ausreise.

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Dann Ukraine.
Die lassen mich nur 3 Minuten warten, aber um sich dann komplette 57 Min. mit mir zu beschäftigen.
Nacheinander nehmen sich dann rund 14 Bedienstete meines Begehrens an.
Der erste will mich zurück zu den LKWs schicken.
Versteh ich ja sofort, will ich aber nicht. Und als ich dann von “Camping” erzähle, da will er in den Koffer schauen.
Kein Problem, er staunt, und ist zufrieden.
Ich bekomme meinen Laufzettel, “Talon” wie er hier heisst.

Die nächste, eine wirklich zuckersüsse Blondine mit fescher Militärkappe und Lippenstift meint korrigierend einzugreifen. Ich sei in der falschen Schlange.
Ich “verstehe” sie nicht. Sie ruft einen englischen sprechenden ebenso gut aussehenden Typen.
Die Kinder von den beiden würden jede DSDS-Party krachen lassen.
Der entert mal wieder meinen Koffer, schaut hier und da hinein, ist ebenso erstaunt wie No1.
Fragt welche Musik ich denn so höre und ist beruhigt, als er sieht, das mein angebrochener Schinkenaufschnitt in der Kühlung lagert.

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Jetzt gehts erst richtig los. Ausweiskontrolle.
Mindestens ein Drei-Sterner auf der Schulter. Er wiederholt ständig sein ukrainisches Palaver. Ich versteh es ebenso häufig nicht.
Er zuckt mit den Schultern. Gibt mir meine Papiere ungestempelt wieder zurück.
Der nächste, er steht ein ganzes Stück abseits, winkt mich mit einer sehr coolen Handbewegung heran.
Gehorsam wie ich bin geh ich zügig hin. Er redet auf mich ein und zückt dann Kuli und irgendein Blatt, und malt darauf die zahl 500, versehen mit einem Eurozeichen.
Ich solle zur Bank auf dem Gelände gehen.
Schock. Damit hatte ich nicht gerechnet. Hatte auch nix im voraus dazu gelesen.
In der Nachbarspur ein Auto aus Norddeutschland. Seine Blondine ist wohl von hier, sie soll übersetzen.
Die Summe wär wegen des Transits. Bei der Rückreise bekäme ich das Geld wieder, oder eben auch nicht.
Der Norddeutsche meint das wäre noch günstig. In Weissrussland hätten sie vor ein paar Tagen 1.250 Euro haben wollen, bloss weil er ein paar Sack Zement dabei gehabt hätte. Er sei dann wieder zurückfahren.
Die Zollbeamten merken, dass wir Deutsche uns da doch zu sehr absprechen, und trennen uns.
Ich gehe wieder zum Zollspezi. Der bleibt cool, redet jetzt wenig, ich um so mehr.
Ich soll zu einem anderen Beamten in eine andere Bude gehen.
Der kontrolliert Pass, Fahrzeugschein, fragt unbekannte Dinge, bekommt unbekannte Antworten, und stempelt dann doch meinen Reisepass ab.
Na das hätte ich ja dann schonmal.

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Wieder zurück zu meinem Liebling. Wir geben auf dem Gelände jetzt schon ein gutes Paar ab.
Ich wäre doch nur ein Tourist und wolle das “country” sehen, die schöne Ukraine, udn ich meine jetzt nich all die Blondinen.
Er versteht wohl nur die Worte “country” und “Ukraine”, geht wieder in eine etwas abgelegene Bude, nimmt denselben Zettel und schreibt jetzt 1.000ff drauf.
Vorhin hatte er neben die 500€ auch die Zahl 10.000ff geschrieben. Also ist er jetzt auf umgerechnet 50€ runtergegangen.
Das geht. Ich fühle, das diese Summe mir die Ruhe und die Durchfahrt wert ist, aber ich druckse weiter rum, lamentiere. Ich bin gerad erst ins Training gekommen. Meine Handbewegungen sind ausladender als zu Beginn.
Und da winkt er ab, und gibt auf. Winkt mich weg und durch.

These:
Das Geld hätte ich zur Bank bringen sollen, also wissen die auch Bescheid. Und etliche andere hier auch. So sind die 500€ durch viele Köpfe zu teilen. Mir aber war dieser Betrag anfangs so absonderlich hoch, dass er damit meinen Widerstand sofort provozierte. 50€ dagegen hätte ich schon bezahlt, wenn er sie eingangs gefordert hätte. Aber das lohnt sich für ihn nicht, da kommen dann nur ein paar Euros bei ihm an.
So hebelt sich das System selber aus. Denn so wie ich werden wohl viele reagieren und anfangen zu kämpfen. Hoffentlich .

Bei der Ausfahrtwar ich dann so euphorisch, dass ich mindestens zwei weitere Kontrollposten einfach überfahren habe. Nur der letzte im Militärlock. Der sprang mir dann vors Auto.
Der wollte mich sofort wieder komplett zurück schicken, aber dafür ist der Gelbe gegen den Strom dann doch zu gross.
Was mir an Unterlagen fehlte wollte er mir auch nicht erklären. Also hab ich nen anderen Trucker gefragt.
Ich muss noch den Laufzettel abstempeln lassen.
Ab in ein grosses Büro mit ca 10 Schaltern.
Und hier weht dann nur noch die Eiseskälte der Apparatschkis aus dem Kommunismus. Keiner nimmt mich wahr, alle hängen über dumme Papiere, Kafka lässt grüssen.
Ich frage, werde nur wirsch zurückgewiesen.
Anderer Schalter. meine Papiere hingehalten.
Ich ahne es schon, wenn die jetzt feststellen, dass mein Gelber 7,5to oder sogar noch mehr hat (an Achslasten), dann werden einige Steuern und Gebühren fällig.
Schwupp zeige ich mit meinen Händen ein grosses Auto und erzähle reichlich von “Camping” und “Holiday”. Er berät sich kurz mit seinem Nachbarn, lacht, stempelt, und wünscht mir echt ehrlich ne gute Fahrt.
Uppss, was bin ich da schnell zum Military, hab ihm den Wisch hingehalten und bin raus. Bzw drin, nämlich in der Ukraine.
Auweija. das war nur der erste. Da kommen noch einige weitere, und die sind bestimmt noch chaotischer….
Egal, ich habs geschafft, ohne einen Penny zu verlieren, und ich bin mächtig stolz und bestens gelaunt. Meine Feuerprobe war die Feuertaufe.Der erste echte Grenzübergang in meinem Leben.
Asien, ich komme…..

Ich hab einiges für alle nächsten Kontrollen gelernt:
–Ich bin in Urlaub, und will mich in diesem Land als Tourist umschauen (Transit ist Käse, weil ich mich nicht für IHR Land interessiere.)
–Ich bin ganz klar verheiratet und meine Frau kommt mit den Kindern nachgeflogen. Wir machen dann zusammen als Familie Urlaub. Ich bin nur der Depp der das Auto alleine schonmal voraus fährt.
–Die internationale Zulassung kennt hier kein Mensch, alle wollen den “Autopass” sehen, die deutsche Kfz-Zulassung. Führerschein hab ich nie zeigen müssen, auch den internationalen nicht.
–Jede Türe die ich nicht selbst im Blick habe zuschliessen. Auch die Fenster. Jeden Schritt eines Beamten an meinem Fahrzeug sehr nah begleiten. Es gab da sogar ein Ablenkmanöver, denn während ich mit einer Beamtin im Koffer unterwegs war, zerrte der andere an der Beifahrertüre. Aber die war gottseidank abgeschlossen.
–Bei allen Zoll- und Polizeikontrollen die Kameras, Geld, Handy etc. gut verstecken. Also eigentlich immer, solange nicht in Gebrauch.
–Die Suche im Heckstauraum wurde sofort abgebrochen, als den Beamten als erstes eine Tüte mit (unbenutzen) Klopapierrollen in die Hände fiel. Gut so.

Die Gerade

Eigentlich wollte ich bis Kasachstan nur die Autobahnen und Schnellstrassen nehmen. Obwohl ich vielmehr diese kleinen Feldwege liebe. Da besteht dann doch die Gefahr in drei Monaten nur bis Thüringen zu kommen. Aber dann sah sich diese Strecke nach Gera doch gar zu umständlich aus. Also runter von der Bahn.

Immerhin ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die Gerade. Aber nicht so in Ostdeutschland. Ich hab noch nie in meinem Leben so viele komplett gesperrte Ortsdurchfahrten gesehen. Mein Navi auch noch nicht.

Zwei Versuche hab ich mir gegeben. Danach war ich es satt, und hab wieder die Gerade bevorzugt.

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Okay, die führte mich ziemlich vom Hauptweg ab, aber idyllisch war es.

Und als ich dann am Ende des Waldes vor dieser Schranke stand, da war das auch kein Problem. Dreikant rausgeholt und Schranke aufgesperrt (und wieder abgesperrt).

090701-schranke

Allerdings,

wenn das so weitergeht, dann hab ich meine Bedenken den Pamir dieses Jahr noch zu erreichen.

Service GROSS geschrieben

Ich bin unterwegs zum Pamir.

Den Auftakt machte am Dienstag die TÜV Station in Geilenkirchen (what a name…).
„Ohne Mängel“, aber die Gasdruckprüfung hatte ich fast vergessen, dafür gabs den Reisestart dann letztlich erst am Dienstg.

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Nächstes Etappenziel: der MAN Service in Gera. Denn das hatte ich in der Heimat nicht mehr geschafft.

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Was muss ich erzählen ?

Die erste Geschichte der Reise handelt von den dienstfreundlichen Ostdeutschen. Bei MAN in Gera arbeiten die Kfz Meister im Schichtbetrieb. Termine bis 21h ? Garkein Problem. Ich musste nur kurz stutzen, als mein Mechaniker alles stehen und liegen liess, um seine Mittagspause zu machen. Um 19 Uhr !!

Zunächst verwehrte eine geplatzte Hydraulikleitung den Blick unters Fahrerhaus, also austauschen. Dann alle Flüssigkeitsstände checken, Ölwechsel, Kraftstoffilter wechseln und schnell bekomme ich noch vorgeführt, wie man die gesamte Dieselzuleitung entlüftet.

Noch ein paar Ersatzteile wie Keilriemen, Motoröl und Glühlampen und weiter geht’s.

Ach übrigens: ich hab einen sehr modernen LKW, denn abzuschmieren gibt’s am Gelben nix mehr.

Willkommen im Ausland

Weiter gehts nach Polen.
Gutes Wetter, gute Bahn. Aber anstatt noch ein paar kleine Einkäufe in Görlitz, der letzten Gelegenheit in Deutschland, zu erledigen verpasse ich die Abfahrt und lande im Ausland.
Und das begrüsst mich sofort mit einem infernalischen Unwetter. Zwangspause.
Ein Gang in den Koffer….: oh Schreck Wassereinbruch !!!!!

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Zeit für den Hausputz. Da klebte eh noch der Schreinerstaub auf dem frischen nagelneuen und feinen Fussboden.
Da hatte ich gestern abend ganz einfach vergessen die Dachluke zu schliessen. Auweija.
Die weitere Fahrt bis kurz vor Warschau gabs dann keine weitere Überraschung. Kostenloses WLAN auf nem ganz schönen Truckerparkplatz, mit Service rund um die Uhr, aber das hatten wir ja schon. Gute Nacht.

3. Reisetag. Südlich vor Warschau/Polen, 1.260KM gefahren.

Ausreise Ukraine

Auf mit munteren Hallali, es geht raus aus der Ukraine, und…
ich bekomme nen Laufzettel.
Ne, bekomm ich doch noch nicht. Ich soll in das Mini-Büro gehen.
Dort sitzt eine Kleine, die noch keiner wollte, zu dick, zu unbeholfen, und auch nicht blond.
Jetzt macht sie in Versicherungen. Kfz-Versicherungen. Hab ich aber, steht extra in meiner grünen Versicherungskarte und sie glaubt es auch.
Aber da kommt ihr Boss im AngeberSportdress. Der wills Geschäft, ich aber nicht. Dauert knapp 5 min., dann muss auch er dran glauben. Die Lady hatte es eh schon.

Dann wieder zum LaufzettelMann. Das sind quasi die Schrankenwärter bei allen Grenzen.
Very wichtig !
Und er lässt mehrfach das Wort “presenta” oder so verlauten.
Das kenn ich schon. Das heisst wohl “Geschenk”. Aber auf den Ohren bin ich locker taub, und zwar in stereo.
Ich zeige verständnisvoll aber verständnislos mit beiden Händen auf meine schwachen Ohren. Er winkt ab.

090707-ausreise-ukraine

Endlich in die Abfertigung hinein.
No.2 ist ganz locker, lacht strahlend als er sieht, dass ich aus Deutschland komme.
Auf der Rückseite des Laufzettels schreibt er die Zahlen 3, 5 und 9 untereinander. Wieviel soll ich bezahlen ????
Nix bezahlen, nur die Büros mit diesen Nummern ablaufen. Ich gehe etwas erleichtert und neugierig zugleich zu No 3.
Falsch! Der will erst als letztes dran kommen.
Ich solle die Zahlen von unten nach oben ablaufen. Hmm, mach ich gern, erklärt sich aber nicht. Anyway.
No 9 ist nur freundlich, redet ein bisschen und stempelt dann.

Okay, der nächste bitte. zu No 5.
Der Hammer, fast unpassierbar. Ein Mann der Vorschriften, wohl kaum der Korruption.
Das Problem ist schnell erklärt. Ich bin auf Transit, nicht auf Urlaub, und da kann ich mich selber fühlen wie ich will.
Ich komme aus Polen und will gerade nach Russland ausreisen, also Transit.
Ich brauche ein Transitpapier, das habe ich aber nicht. Will ich auch nicht, denn mir schwant dass das alles kostet.
Er lamentiert, zeigt mir so ein Papier, ein beschriebenes. Denn die Blankos gibts in der Stadt, nicht am Zoll.
Ich zeige mich wenig neugierig, wo ich so ein Doku bekomme. Ich fühle mich als Urlauber und nicht als Transiter, und da besteh ich drauf.
Er schlägt seine Stirn in tiefe Falten und fertigt nen LKW mal ab.
Dann ich wieder. Ja, ich steh immer noch hier !

Er nimmt wieder dieses Papier. Mein Fahrzeug sei über 6to, und da werden beim Transit Strassengebühren fällig. 1.500 Kilometer für 300 Euro.
Rund 20 vollgeredete Minuten später sind es 100 Euro. Und wenn erst mal die Verhandlung anfängt, dann bleib ich eisern bis trocken.
Mein Paragraphenreiter aber auch. Er tut sich sichtlich schwer. Ich rede von Urlaub und KEIN Transit.
Dann eine neue Stragegie: er möge doch mal einen Vorgesetzten oder so anrufen. Vielleicht wüsste der mehr und besseres….
Er winkt ab, faltet seine Stirn noch mehr, zaudert, dreht sich, windet sich…, und stempelt ab.
Aber ich kann ihm sein schlechtes Gefühl ansehen. Ich glaube, da bin ich sein Fall “Glaube vor Unrecht”.
Okay, das war knapp.
No 3 ist harmlos und in 20 sek. abgestempelt.
Laufzettel komplett. Ausreise natürlich nicht.

Ich geh zum Officer zurück, zeige stolz meinen vollgestempelten Ausweis, und er fragt nach deutschem Bier.
Diese Logik wird mir immer verborgen bleiben. Ich winke natürlich ab. Ich bin doch der Fahrer, wenn ich da Bier trinken würde, dann würde er mich doch sofort verhaften, oder ?
Er gibt vorerst auf und überstellt mich an No 6.
Der will den Gelben von innen sehen. Ist locker gründlich, und gibt ein okay.
No7 ist wohl von der Militärpolizei. Nicht mal nen Streifen hat der auf der Schulter. Ich bin etwas beleidigt mit dem Nachwuchs konfrontiert zu werden.
Er will den Wagen sehen, und zwar von aussen UND innen. Wir fangen mit den Staufächern aussen an. Er ist überrascht über meine Schraubensammlung. Von meiner Schuhsammlung weniger. Nur drei Paar.
Koffer innen. Ich fahre meine Treppe nicht runter, er muss sich hochwuchten.

Oben angekommen meint er im Dunkel des Koffers: Für 20 USDollar würde er auf die weitere Durchsuchung verzichten.
Möchte ich aber nicht. Ich freu mich, wenn ich meinen Wagen mal zeigen darf. Und die Grenzer sind schliesslich das dankbarste Publikum.
Und schliesslich habe ich Urlaub und er nicht. Aber das denk ich mir nur.

Als wir das Bad zwischen haben, und ich Zahnbürste und Duschbad auspacke, da entschuldigt er sich. Er zeigt auf seine fehlenden Streifen und meint das wäre die Vorschrift.
Ich bin sehr sehr verständnisvoll, und öffne nach seinem Fingerzeig die Wäschekammern.
Da hatte ich zwei Rotwein wirklich schlecht versteckt, und er findet sie.
Dann die Flasche Edelgrappa für die lauen Sommerabende unter dem Sternenhimmel in der usbekischen Wüste.
Auweija. Das macht meinen Junior an.
Wodka ? Wiskey ? Natürlich nicht! Er sucht auf der Flasche, kann aber nix damit anfangen. Ich nutze seine Bildungslücke und sage “Weisswein”.
Er lacht und schüttelt sich. Wie kann man den sowas trinken.
ABER !!! Mit den beiden Roten ist das die dritte Flasche Wein im Auto. Eine zuviel !
Keine Ahnung. Kenne die Freigrenzen nicht, hab aktuell auch keine Lust drauf. Er nimmt sich ne Pulle Roten und konfisziert sie.
Komisch nur, als er sie unter der Jacke weg trägt.
Immerhin, das war der vorletzte, der zu bezwingen war, der letzte schaut nochmal ins Fahrerhaus, ob ich wirklich alleine unterwegs bin, nimmt den Laufzettel, und entlässt mich zur russischen Einreise.
Zwei Stunden, das geht doch, ich bin doch auf Urlaub !

Faszit: der Rote hat dran glauben müssen. Schad’ drum, aber in Anbetracht……
Und im Niemandsland, noch vor der russischen Grenze, mache ich einen Stopp, und kümmer mich mal um meine Ladung.
Die Flasche Grappa wie etliche andere Bier- und Weinflaschen verschwinden endlich mal in den letzten Winkeln und Verstecken.
Wär doch gelacht !
Russland, jetzt DU !