Feuertaufe

Klar ich hatte schon viel darüber gelesen.
Da hiess es: auf keinen Fall bezahlen, dumm stellen, Sprache nicht verstehen, usw..

Und dann komm ich.
Und zwar mutterseelenallein gegen alle Zollbeamten mit kommunistischen Eltern.
Grenzübergang Polen-Ukraine.
Die Polen lassen mich lediglich 55 Min. in der PKW-Schlange stehen, um dann in 3 Min. meinen Pass zu kontrollieren und mich durchzuwinken. Ist ja auch nur die Ausreise.

090703-grenze-ukraine-1

Dann Ukraine.
Die lassen mich nur 3 Minuten warten, aber um sich dann komplette 57 Min. mit mir zu beschäftigen.
Nacheinander nehmen sich dann rund 14 Bedienstete meines Begehrens an.
Der erste will mich zurück zu den LKWs schicken.
Versteh ich ja sofort, will ich aber nicht. Und als ich dann von “Camping” erzähle, da will er in den Koffer schauen.
Kein Problem, er staunt, und ist zufrieden.
Ich bekomme meinen Laufzettel, “Talon” wie er hier heisst.

Die nächste, eine wirklich zuckersüsse Blondine mit fescher Militärkappe und Lippenstift meint korrigierend einzugreifen. Ich sei in der falschen Schlange.
Ich “verstehe” sie nicht. Sie ruft einen englischen sprechenden ebenso gut aussehenden Typen.
Die Kinder von den beiden würden jede DSDS-Party krachen lassen.
Der entert mal wieder meinen Koffer, schaut hier und da hinein, ist ebenso erstaunt wie No1.
Fragt welche Musik ich denn so höre und ist beruhigt, als er sieht, das mein angebrochener Schinkenaufschnitt in der Kühlung lagert.

090703-grenze-ukraine-2

Jetzt gehts erst richtig los. Ausweiskontrolle.
Mindestens ein Drei-Sterner auf der Schulter. Er wiederholt ständig sein ukrainisches Palaver. Ich versteh es ebenso häufig nicht.
Er zuckt mit den Schultern. Gibt mir meine Papiere ungestempelt wieder zurück.
Der nächste, er steht ein ganzes Stück abseits, winkt mich mit einer sehr coolen Handbewegung heran.
Gehorsam wie ich bin geh ich zügig hin. Er redet auf mich ein und zückt dann Kuli und irgendein Blatt, und malt darauf die zahl 500, versehen mit einem Eurozeichen.
Ich solle zur Bank auf dem Gelände gehen.
Schock. Damit hatte ich nicht gerechnet. Hatte auch nix im voraus dazu gelesen.
In der Nachbarspur ein Auto aus Norddeutschland. Seine Blondine ist wohl von hier, sie soll übersetzen.
Die Summe wär wegen des Transits. Bei der Rückreise bekäme ich das Geld wieder, oder eben auch nicht.
Der Norddeutsche meint das wäre noch günstig. In Weissrussland hätten sie vor ein paar Tagen 1.250 Euro haben wollen, bloss weil er ein paar Sack Zement dabei gehabt hätte. Er sei dann wieder zurückfahren.
Die Zollbeamten merken, dass wir Deutsche uns da doch zu sehr absprechen, und trennen uns.
Ich gehe wieder zum Zollspezi. Der bleibt cool, redet jetzt wenig, ich um so mehr.
Ich soll zu einem anderen Beamten in eine andere Bude gehen.
Der kontrolliert Pass, Fahrzeugschein, fragt unbekannte Dinge, bekommt unbekannte Antworten, und stempelt dann doch meinen Reisepass ab.
Na das hätte ich ja dann schonmal.

090703-grenze-ukraine-3

Wieder zurück zu meinem Liebling. Wir geben auf dem Gelände jetzt schon ein gutes Paar ab.
Ich wäre doch nur ein Tourist und wolle das “country” sehen, die schöne Ukraine, udn ich meine jetzt nich all die Blondinen.
Er versteht wohl nur die Worte “country” und “Ukraine”, geht wieder in eine etwas abgelegene Bude, nimmt denselben Zettel und schreibt jetzt 1.000ff drauf.
Vorhin hatte er neben die 500€ auch die Zahl 10.000ff geschrieben. Also ist er jetzt auf umgerechnet 50€ runtergegangen.
Das geht. Ich fühle, das diese Summe mir die Ruhe und die Durchfahrt wert ist, aber ich druckse weiter rum, lamentiere. Ich bin gerad erst ins Training gekommen. Meine Handbewegungen sind ausladender als zu Beginn.
Und da winkt er ab, und gibt auf. Winkt mich weg und durch.

These:
Das Geld hätte ich zur Bank bringen sollen, also wissen die auch Bescheid. Und etliche andere hier auch. So sind die 500€ durch viele Köpfe zu teilen. Mir aber war dieser Betrag anfangs so absonderlich hoch, dass er damit meinen Widerstand sofort provozierte. 50€ dagegen hätte ich schon bezahlt, wenn er sie eingangs gefordert hätte. Aber das lohnt sich für ihn nicht, da kommen dann nur ein paar Euros bei ihm an.
So hebelt sich das System selber aus. Denn so wie ich werden wohl viele reagieren und anfangen zu kämpfen. Hoffentlich .

Bei der Ausfahrtwar ich dann so euphorisch, dass ich mindestens zwei weitere Kontrollposten einfach überfahren habe. Nur der letzte im Militärlock. Der sprang mir dann vors Auto.
Der wollte mich sofort wieder komplett zurück schicken, aber dafür ist der Gelbe gegen den Strom dann doch zu gross.
Was mir an Unterlagen fehlte wollte er mir auch nicht erklären. Also hab ich nen anderen Trucker gefragt.
Ich muss noch den Laufzettel abstempeln lassen.
Ab in ein grosses Büro mit ca 10 Schaltern.
Und hier weht dann nur noch die Eiseskälte der Apparatschkis aus dem Kommunismus. Keiner nimmt mich wahr, alle hängen über dumme Papiere, Kafka lässt grüssen.
Ich frage, werde nur wirsch zurückgewiesen.
Anderer Schalter. meine Papiere hingehalten.
Ich ahne es schon, wenn die jetzt feststellen, dass mein Gelber 7,5to oder sogar noch mehr hat (an Achslasten), dann werden einige Steuern und Gebühren fällig.
Schwupp zeige ich mit meinen Händen ein grosses Auto und erzähle reichlich von “Camping” und “Holiday”. Er berät sich kurz mit seinem Nachbarn, lacht, stempelt, und wünscht mir echt ehrlich ne gute Fahrt.
Uppss, was bin ich da schnell zum Military, hab ihm den Wisch hingehalten und bin raus. Bzw drin, nämlich in der Ukraine.
Auweija. das war nur der erste. Da kommen noch einige weitere, und die sind bestimmt noch chaotischer….
Egal, ich habs geschafft, ohne einen Penny zu verlieren, und ich bin mächtig stolz und bestens gelaunt. Meine Feuerprobe war die Feuertaufe.Der erste echte Grenzübergang in meinem Leben.
Asien, ich komme…..

Ich hab einiges für alle nächsten Kontrollen gelernt:
–Ich bin in Urlaub, und will mich in diesem Land als Tourist umschauen (Transit ist Käse, weil ich mich nicht für IHR Land interessiere.)
–Ich bin ganz klar verheiratet und meine Frau kommt mit den Kindern nachgeflogen. Wir machen dann zusammen als Familie Urlaub. Ich bin nur der Depp der das Auto alleine schonmal voraus fährt.
–Die internationale Zulassung kennt hier kein Mensch, alle wollen den “Autopass” sehen, die deutsche Kfz-Zulassung. Führerschein hab ich nie zeigen müssen, auch den internationalen nicht.
–Jede Türe die ich nicht selbst im Blick habe zuschliessen. Auch die Fenster. Jeden Schritt eines Beamten an meinem Fahrzeug sehr nah begleiten. Es gab da sogar ein Ablenkmanöver, denn während ich mit einer Beamtin im Koffer unterwegs war, zerrte der andere an der Beifahrertüre. Aber die war gottseidank abgeschlossen.
–Bei allen Zoll- und Polizeikontrollen die Kameras, Geld, Handy etc. gut verstecken. Also eigentlich immer, solange nicht in Gebrauch.
–Die Suche im Heckstauraum wurde sofort abgebrochen, als den Beamten als erstes eine Tüte mit (unbenutzen) Klopapierrollen in die Hände fiel. Gut so.

Die Gerade

Eigentlich wollte ich bis Kasachstan nur die Autobahnen und Schnellstrassen nehmen. Obwohl ich vielmehr diese kleinen Feldwege liebe. Da besteht dann doch die Gefahr in drei Monaten nur bis Thüringen zu kommen. Aber dann sah sich diese Strecke nach Gera doch gar zu umständlich aus. Also runter von der Bahn.

Immerhin ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die Gerade. Aber nicht so in Ostdeutschland. Ich hab noch nie in meinem Leben so viele komplett gesperrte Ortsdurchfahrten gesehen. Mein Navi auch noch nicht.

Zwei Versuche hab ich mir gegeben. Danach war ich es satt, und hab wieder die Gerade bevorzugt.

090701-weg-nach-gera

Okay, die führte mich ziemlich vom Hauptweg ab, aber idyllisch war es.

Und als ich dann am Ende des Waldes vor dieser Schranke stand, da war das auch kein Problem. Dreikant rausgeholt und Schranke aufgesperrt (und wieder abgesperrt).

090701-schranke

Allerdings,

wenn das so weitergeht, dann hab ich meine Bedenken den Pamir dieses Jahr noch zu erreichen.

Service GROSS geschrieben

Ich bin unterwegs zum Pamir.

Den Auftakt machte am Dienstag die TÜV Station in Geilenkirchen (what a name…).
„Ohne Mängel“, aber die Gasdruckprüfung hatte ich fast vergessen, dafür gabs den Reisestart dann letztlich erst am Dienstg.

090701-tuev2

Nächstes Etappenziel: der MAN Service in Gera. Denn das hatte ich in der Heimat nicht mehr geschafft.

090701-man-gera-11

Was muss ich erzählen ?

Die erste Geschichte der Reise handelt von den dienstfreundlichen Ostdeutschen. Bei MAN in Gera arbeiten die Kfz Meister im Schichtbetrieb. Termine bis 21h ? Garkein Problem. Ich musste nur kurz stutzen, als mein Mechaniker alles stehen und liegen liess, um seine Mittagspause zu machen. Um 19 Uhr !!

Zunächst verwehrte eine geplatzte Hydraulikleitung den Blick unters Fahrerhaus, also austauschen. Dann alle Flüssigkeitsstände checken, Ölwechsel, Kraftstoffilter wechseln und schnell bekomme ich noch vorgeführt, wie man die gesamte Dieselzuleitung entlüftet.

Noch ein paar Ersatzteile wie Keilriemen, Motoröl und Glühlampen und weiter geht’s.

Ach übrigens: ich hab einen sehr modernen LKW, denn abzuschmieren gibt’s am Gelben nix mehr.

Willkommen im Ausland

Weiter gehts nach Polen.
Gutes Wetter, gute Bahn. Aber anstatt noch ein paar kleine Einkäufe in Görlitz, der letzten Gelegenheit in Deutschland, zu erledigen verpasse ich die Abfahrt und lande im Ausland.
Und das begrüsst mich sofort mit einem infernalischen Unwetter. Zwangspause.
Ein Gang in den Koffer….: oh Schreck Wassereinbruch !!!!!

sm-p10001681

Zeit für den Hausputz. Da klebte eh noch der Schreinerstaub auf dem frischen nagelneuen und feinen Fussboden.
Da hatte ich gestern abend ganz einfach vergessen die Dachluke zu schliessen. Auweija.
Die weitere Fahrt bis kurz vor Warschau gabs dann keine weitere Überraschung. Kostenloses WLAN auf nem ganz schönen Truckerparkplatz, mit Service rund um die Uhr, aber das hatten wir ja schon. Gute Nacht.

3. Reisetag. Südlich vor Warschau/Polen, 1.260KM gefahren.

Ausreise Ukraine

Auf mit munteren Hallali, es geht raus aus der Ukraine, und…
ich bekomme nen Laufzettel.
Ne, bekomm ich doch noch nicht. Ich soll in das Mini-Büro gehen.
Dort sitzt eine Kleine, die noch keiner wollte, zu dick, zu unbeholfen, und auch nicht blond.
Jetzt macht sie in Versicherungen. Kfz-Versicherungen. Hab ich aber, steht extra in meiner grünen Versicherungskarte und sie glaubt es auch.
Aber da kommt ihr Boss im AngeberSportdress. Der wills Geschäft, ich aber nicht. Dauert knapp 5 min., dann muss auch er dran glauben. Die Lady hatte es eh schon.

Dann wieder zum LaufzettelMann. Das sind quasi die Schrankenwärter bei allen Grenzen.
Very wichtig !
Und er lässt mehrfach das Wort “presenta” oder so verlauten.
Das kenn ich schon. Das heisst wohl “Geschenk”. Aber auf den Ohren bin ich locker taub, und zwar in stereo.
Ich zeige verständnisvoll aber verständnislos mit beiden Händen auf meine schwachen Ohren. Er winkt ab.

090707-ausreise-ukraine

Endlich in die Abfertigung hinein.
No.2 ist ganz locker, lacht strahlend als er sieht, dass ich aus Deutschland komme.
Auf der Rückseite des Laufzettels schreibt er die Zahlen 3, 5 und 9 untereinander. Wieviel soll ich bezahlen ????
Nix bezahlen, nur die Büros mit diesen Nummern ablaufen. Ich gehe etwas erleichtert und neugierig zugleich zu No 3.
Falsch! Der will erst als letztes dran kommen.
Ich solle die Zahlen von unten nach oben ablaufen. Hmm, mach ich gern, erklärt sich aber nicht. Anyway.
No 9 ist nur freundlich, redet ein bisschen und stempelt dann.

Okay, der nächste bitte. zu No 5.
Der Hammer, fast unpassierbar. Ein Mann der Vorschriften, wohl kaum der Korruption.
Das Problem ist schnell erklärt. Ich bin auf Transit, nicht auf Urlaub, und da kann ich mich selber fühlen wie ich will.
Ich komme aus Polen und will gerade nach Russland ausreisen, also Transit.
Ich brauche ein Transitpapier, das habe ich aber nicht. Will ich auch nicht, denn mir schwant dass das alles kostet.
Er lamentiert, zeigt mir so ein Papier, ein beschriebenes. Denn die Blankos gibts in der Stadt, nicht am Zoll.
Ich zeige mich wenig neugierig, wo ich so ein Doku bekomme. Ich fühle mich als Urlauber und nicht als Transiter, und da besteh ich drauf.
Er schlägt seine Stirn in tiefe Falten und fertigt nen LKW mal ab.
Dann ich wieder. Ja, ich steh immer noch hier !

Er nimmt wieder dieses Papier. Mein Fahrzeug sei über 6to, und da werden beim Transit Strassengebühren fällig. 1.500 Kilometer für 300 Euro.
Rund 20 vollgeredete Minuten später sind es 100 Euro. Und wenn erst mal die Verhandlung anfängt, dann bleib ich eisern bis trocken.
Mein Paragraphenreiter aber auch. Er tut sich sichtlich schwer. Ich rede von Urlaub und KEIN Transit.
Dann eine neue Stragegie: er möge doch mal einen Vorgesetzten oder so anrufen. Vielleicht wüsste der mehr und besseres….
Er winkt ab, faltet seine Stirn noch mehr, zaudert, dreht sich, windet sich…, und stempelt ab.
Aber ich kann ihm sein schlechtes Gefühl ansehen. Ich glaube, da bin ich sein Fall “Glaube vor Unrecht”.
Okay, das war knapp.
No 3 ist harmlos und in 20 sek. abgestempelt.
Laufzettel komplett. Ausreise natürlich nicht.

Ich geh zum Officer zurück, zeige stolz meinen vollgestempelten Ausweis, und er fragt nach deutschem Bier.
Diese Logik wird mir immer verborgen bleiben. Ich winke natürlich ab. Ich bin doch der Fahrer, wenn ich da Bier trinken würde, dann würde er mich doch sofort verhaften, oder ?
Er gibt vorerst auf und überstellt mich an No 6.
Der will den Gelben von innen sehen. Ist locker gründlich, und gibt ein okay.
No7 ist wohl von der Militärpolizei. Nicht mal nen Streifen hat der auf der Schulter. Ich bin etwas beleidigt mit dem Nachwuchs konfrontiert zu werden.
Er will den Wagen sehen, und zwar von aussen UND innen. Wir fangen mit den Staufächern aussen an. Er ist überrascht über meine Schraubensammlung. Von meiner Schuhsammlung weniger. Nur drei Paar.
Koffer innen. Ich fahre meine Treppe nicht runter, er muss sich hochwuchten.

Oben angekommen meint er im Dunkel des Koffers: Für 20 USDollar würde er auf die weitere Durchsuchung verzichten.
Möchte ich aber nicht. Ich freu mich, wenn ich meinen Wagen mal zeigen darf. Und die Grenzer sind schliesslich das dankbarste Publikum.
Und schliesslich habe ich Urlaub und er nicht. Aber das denk ich mir nur.

Als wir das Bad zwischen haben, und ich Zahnbürste und Duschbad auspacke, da entschuldigt er sich. Er zeigt auf seine fehlenden Streifen und meint das wäre die Vorschrift.
Ich bin sehr sehr verständnisvoll, und öffne nach seinem Fingerzeig die Wäschekammern.
Da hatte ich zwei Rotwein wirklich schlecht versteckt, und er findet sie.
Dann die Flasche Edelgrappa für die lauen Sommerabende unter dem Sternenhimmel in der usbekischen Wüste.
Auweija. Das macht meinen Junior an.
Wodka ? Wiskey ? Natürlich nicht! Er sucht auf der Flasche, kann aber nix damit anfangen. Ich nutze seine Bildungslücke und sage “Weisswein”.
Er lacht und schüttelt sich. Wie kann man den sowas trinken.
ABER !!! Mit den beiden Roten ist das die dritte Flasche Wein im Auto. Eine zuviel !
Keine Ahnung. Kenne die Freigrenzen nicht, hab aktuell auch keine Lust drauf. Er nimmt sich ne Pulle Roten und konfisziert sie.
Komisch nur, als er sie unter der Jacke weg trägt.
Immerhin, das war der vorletzte, der zu bezwingen war, der letzte schaut nochmal ins Fahrerhaus, ob ich wirklich alleine unterwegs bin, nimmt den Laufzettel, und entlässt mich zur russischen Einreise.
Zwei Stunden, das geht doch, ich bin doch auf Urlaub !

Faszit: der Rote hat dran glauben müssen. Schad’ drum, aber in Anbetracht……
Und im Niemandsland, noch vor der russischen Grenze, mache ich einen Stopp, und kümmer mich mal um meine Ladung.
Die Flasche Grappa wie etliche andere Bier- und Weinflaschen verschwinden endlich mal in den letzten Winkeln und Verstecken.
Wär doch gelacht !
Russland, jetzt DU !

Ukraine

1.200Km durch die Ukraine. Einiges an MainRoad, aber auch quer durch.

Die Strassen gehen eh fast nur geradeaus, für mich immer nur nach Osten.

Durch Weizenfelder bis zum Horizont, wie in Canada.

ukraine-selbstport-m-strasse

Gestern war die Magistrale wg. Bauarbeiten voll gesperrt.

Da musste ich die nächste Querverbindung weiter südlich nehmen.

Aber keiner hat mir gesagt, das die erst 100 (!) Kilometer weiter unten zu finden ist.

Völlig entspannt. Schonend für Motor und Nerven.

Ohne Navi, mit grober Karte (1: 3,75mio).

aber mit Kompass (im Navi…)

090704-entspanntes-fahren-im-tacho

Geht alles.

Und man kommt in Kontakt mit den Einheimischen.

Hier gibt es sogar noch Bahnschrankenwärterinnen. Und die kennen sich aus. Sogar auf den Strassen.

Und was wenns mal heiss wird?

ukraine-weicher-teer

Hitzefrei für LKW Fahrer?

Keine Sorge, es hat sich keiner dran gehalten.

Der Teerbelag ist hin, und zwar überall.

Aber die zahlen bestimmt hier auch erheblich weniger Steuern und natürlich keine Maut.

Passt doch

Und die Harten ?

Na die kommen hier auch, wie immer und überall, in den Garten….

090706-ukraine-panzer-im-unterholz

Ein anderes Phänomen hab ich sofort vom Segeln in Kroatien wieder erkannt.

feine-damen

Die jungen Mädels, zwischen 16 und sagen wir 24 sind heraus geputzt, das eine(m!) der Atem stockt.

Da geht die volta: schauts her, ich bins!

(Foto aus Kiew, und Foto aus Ukraine)

Der “Mittelbau” fehlt komplett. Die sind von der Strasse gefischt, geschwängert, und kümmern sich um Brut und Aufzucht.

Erst die Mädels ab 50, die sind wieder auf der Strasse zu sehen.

In Kittelschürze, mit Kopftuch und kaputtem Rücken und oft auch am Stock (…gehend…).

(2.400km gefahren, 6.Reisetag)

Der Glaube an die Obrigkeit

090709-ukraine-kirchen-01 Wär ja ziemlich böd, wenn ich ausserhalb der Grenz-Gänge nix zu berichten wüsste. weiss ich aber doch….
Bis Astrachan, hier in südsüd Russland an der Wolga hab ich jetzt rund 4.000 Km gefahren. Manches bringt mich in Erstaunen.
Die vielen vergoldeten und extrem bunten, fröhlich wirkenden Kirchen,
und die gläubigen Osteuropäer.

Ich hab immer gedacht, wir Deutschen seien ein Volk von Bürokraten und Dienstern regiertes Volk.

Stimmt nicht ganz: so viel Anarchie wie ich mir in Deutschland ungefährdet erlaube…, da wär ich in der Ukraine oder in Russland schon längst auf dem Scheiterhaufen gelandet. Und zwar interdisziplinär.

090709-ukraine-kirchen-11 Klar versuchen sie zum Beispiel im Strassenverkehr den grossen Mann zu markieren, mit ihren Ladas und Moskvitschs. Aber es hupt kein Mensch!
Roten Ampeln wird unbedingter Respekt gezollt. Und welche Macht hier ne durchgezogene Linie auf Überlandstrassen hat ist phänomenal. Egal ob mit oder ohne Gegenverkehr, Linie kreuzen ist völliges tabu.

In Volgograd hab ich dann mal mein Horn bemüht, als mich einer zu schneiden versuchte. Der hat sofort die Notbremse gezogen. Insoweit sind sie weniger stur und rechthaberich als in WessiLand.

Aber das haben sie wohl auch in frühren Generationen gut abtrainiert bekommen.

090709-ukraine-kirchen-3 Die Allmacht der Polizei drückt sich vor allem in Strassenkontrollen aus.
Ähnlich wie neuerdings in Ägypten bauen sie Barrieren auf, die im Schrittempo zu durchfahren sind,
oder sogar alle vorbei wollenden Autos müssen stoppen, und erst nach Kopf nicken darf es weiter gehen.

Auto fahren in Osteuropa ist easy und ungefährlich.
Solange man sich an die Regeln hält.
Das hab ich in der Ukraine zweimal versäumt.

090709-ukraine-kirchen-41 Zunächst mal unwissentlich.
Ich bekam auf der Landstrasse rechts ne Spur dazu und hab sie nicht sofort genutzt, obwohl keiner hinter mir war  der mich hätte überholen können.
Kostet normal rund 50 Euro. Ein verdeckt hinter mir fahrender Polizeiwagen hatte es gesehen, hat mich überholt, und bei der nächsten Strassensperre stand er dann und lauerte auf mich.

Ich war mir keiner Schuld bewusst, sollte aber dennoch zur Bank gehen.
Nach 25 min geb er entvervt auf und liess mich ziehen. das Protokoll war schon ausgefüllt, er hats zerrissen. Mangels Sprachverständlichkeiten.
Ein Mitreisender aus Herford, mit dem CampingGespann unterwegs, kam nicht so leicht davon.
Selber Fehler. Aber er ist gebürtiger Kasache und des rusischen mächtig. Er erzählte mir, dass er “alles bare” angeboten habe. Jedenfalls das nicht versteckte. Macht 25 Euro. Aber eingesehen hat er seinen Fehler dennoch nicht. Dafür war er zu sehr deutsch. Wie ich.

090709-ukraine-kirchen-30 Zweites Strafmandat.
Ich war allein auf weiter Flur unterwegs und hatte die Orientierung verloren. Irgendwo musste es für mich doch links abgehen.
An einer Kreuzung hielt ein Moped an, und ich steuerte mit dem Gelben direkt auf die beiden zu.
Ich stand mitten in der leeren Kreuzung im leeren Land und unterhielt mich mit den beiden.
Sie gaben erschöpfend Auskunft, ich wollte losfahren, da standen sie schon. Die Herren Polizisten.
Und der Meister hatte sogar ein Foto zum Beweis mit seiner DigiKamera gemacht, als ein anderer Pkw einen Schlenker von geschätzt 15cm um meinen Gelben herum machen musste.
Er war sich seines Mandats sehr sicher. Entsprechend lang war die Diskussion.
Die Polizisten haben in der Ukraine alle so ein dickes Buch bei sich. Jede Gesetztesübertretung ist da beispielhaft mit einer kleinen Grafik dargestellt. Und es gibt hunderte davon in diesem Buch. So können sie sich den Redefluss sparen und zeigen mit dem nackten Finger nur auf das betreffende Bild. Das sieht ziemlich souverän aus.

Und jetzt ich.
Das übliche Programm: “Camping”, “Holiday”, “German Tourist”, “Ukraine gucken”, und das waren doch nur Sekunden der Verkehrsbehinderung.
Er war im Recht und ich im Nachteil. Also hat es gedauert.
Ich fragte ihn dann mal ob er englisch könne, und er antwortete ob ich russisch könne. Und da war noch etwas. Von gaaanz früher.
“Ma drug”, mein Freund, hab ich ihm zugerufen, und “Patschtalion” (=Briefträger): Darauf hat er nur geantwortet “Banki”, was soviel wie “Bank” heissen wird. Blödes Wort.
Mit dem “Ma drug” hab ich dann nicht locker gelassen, und ihn nach seinem Vornamen gefragt. “Nikolai”, hat er etwas verschämt geantwortet, und ich hab “Günther” darauf gesagt.
Aber das wusste er ja schon, er hatte ja schliesslich meine gesamten Papiere noch fest in seiner Hand.
Aber bei dem “drug” da wurde er weich. Das kam ganz gut. Dann noch zwei-, dreimal “Ukraine” und “Holiday” und so, und entlassen war ich.
Obwohl, Recht hatte er ja,
aber in Deutschland…, da wär ich auch so vom Glauben abgekommen,
von dem der eifrigen Dienstherren, und von dem der Kirche sowieso.

(10.Juli 09, 10.Reisetag; Tmax heute 34°, bedeckt, seit 9 Tagen ohne Regen, Vollmond (auch hier), r4.100 gef Km.)

Einreise Russland

Wie gerne, und immer fahr ich an den LKWs vorbei. Hab extra in meinem Schaufenster (Windschutzscheibe) das Schild “Deutscher Tourist” platziert, in kyrillischer Schrift natürlich, ich bin ja nicht ….. ‘
Damit die Trucker keine Steine nach mir werfen.

Ich halte am Schlagbaum an, und es geht schon los. Der “Very Wichtig” schreit mich an. Na das wird ja heiter. Aber immerhin hat er eine ganz besonders grosse Mütze auf. Also den LaufstegPreis, den hat er jetzt schon sicher.

Ich bin LKW, basta, meint er. Der Erste, der auch mal den Kollegen anfunkt, und dann ist er sich ganz sicher. Ich gehöre auf die LKW Spur, darf aber schon als nächster LKW rein. Die Nr alleine spart mir rund 12h Wartezeit. Denn ich habs genau gesehen: die Russen lassen genau in einer Stunde einen kompletten LKW rein.

Der Rest ist schnell erzählt und dauerte vier Stunden. Davon wurde ich drei Stunden intensiv von wechselnden Beamten betreut.

Nach Geld, Presenta, oder Bakschich hat keiner gefragt.
Anschliessend war ich um reich verzierte Pergamente und unendlich viele Zettel und Unterschriften reicher. Rund die Hälfte davon wollten sie direkt wiederhaben, die andere durfte ich behalten. Wohl als Erinnerung an die umständlichste, langwierigste, aber fairste Abfertigung, die man in Europa so ergattern kann.

Und der Gipfel:
Na das war  ein Geschenk direkt an den Gelben. Er ist mal richtig und wahrhaftig ganz gross raus gekommen. Die Russen haben weder Kosten noch Mühen gescheut, und eine fahrbare Röntgtenapperatur herangekarrt. Das war ein wahres High-Tech-Monster neuester Bauart udn sicher unverschämt teuer. Die ist dann erstmal  hoch ausgefahren, hat sich mühsam in Position gebracht, hat weitläufige Absperrungen aufgebaut, und ist dann quasi als Höhepunkt ganz langsam am Gelben vorbeigefahren. Dazu hat die SuperGurke sogar extra einen ElektroAntrieb im Fahrwerk, uiuiuih.

Es hat geblinkt und gehupt. Ich musste mindestens 50m Abstand einhalten. wegen der kosmischen Strahlung und so.

Hinterher durfte ich sogar mit die Aufnahmen auf dem Pilotensitz mit auswerten. Motor ganz locker im Bild, alle Fremdheizungen, mein Bad machte einen ziemlich leeren Eindruck.
Und als sich dann meine Granaten als 1,5liter Wasserflaschen herausstellten, da waren wirklich alle zufrieden.
Und ich hundemüde.

Fit in Russland

090711-2-schild-g So ist das eben:

Wenn man für den Breitensport etwas unternehmen will,
dann muss man darauf achten,
dass es jeder ganz einfach,
am besten überall und unabhängig von Altersklassen
ausüben kann.
Ganz einfach.

Und da haben die Russen eine tolle Idee gehabt (und viele andere Staaten habens inzwischen, meist halbherzig, abgekupfert…)

Die Spielregeln passen auf ne Blechtafel, erschliessen sich mir aber nicht im Detail, dass ist für mich die falsche Tastatur, ist aber auch nicht so schwer.

090711-1-schild-anleitung1 Es geht ums Müll-weit-werfen.

An vielen Strassen stehen diese Hinweistafeln.
Das kleine Zusatzschild unten weist auf die geforderte Weite hin.
Und die schwankt.
Spannung ist ja wichtig im Sport.

Trainiert werden kann überall,
Müll hat schliesslich jeder schnell zur Hand.
Allerdings mit sehr gemischtem Erfolg…

…wie man flächendeckend leider allerorten sehen kann.

090711-3-zielkreis Balljungen wie beim Tennis gibts leider nicht,
so dass die Fehlwürfe einfach liegen blieben.
Okay,
da wären wir dann auch schon beim grössten Nachteil dieser Disziplin.

Und weil eben ein jeder übt,
bleibt ziemlich viel auch liegen.

090711-6-verbrannt Egal,
probieren geht über studieren,
und rund um den Zielkreis sieht es dann auch schonmal so aus

Aber auch dafür gibts ne Lösung.

Ab und zu wirft eben einer
statt ner allseits beliebten PET-Flasche,
ein brennendes Streichholz Richtung Korb,
und schon kurze Fackel später wird das Ziel wieder sichtbar.

090711-7-myself Wenn allerdings die Herrschaften sooo schlechtes Zielwasser haben,
dann will ich DA garnicht erst reingehen.
Das ahn ich schon…..

Schoener wohnen in Kasachstan

za-090714-strasse Ich bin auf der legendaeren Seidenstrasse unterwegs, Kurs Suedost. Seit Tagen.
Die Grenze hinein nach Kasachstan.
Ich lasse Europa hinter mir.
zc-090714-silhouette-2 Vorboten anderer Kulturen zeigen sich am Horizont.
Silouetten von kleinen, reichen Staedten,
in der Weite der kasachischen Steppe.
ze-090714-silhouette Magisch fuehl ich mich von ihnen angezogen.
Wer wohnt wohl da?
zg-090714-stadt-mit-dachern Je naeher ich komme, je fremdartiger das Bild.
Kleine Grundstuecke,
die Vielfaeltigkeit der Baustile,
und jedes fuer sich ein Kleinod,
ein Unikat.
Raffinierte Ornamentik.
Prachtvoll ausgestattet.
zj-090714-03-daecher-b Ich bin beeindruckt von der kraftvollen Ausstrahlung,
von dem selbstbewussten Auftritt,
und das in der Weite des Nichts.
zk-090714-ornamentik Halte immer wieder an,
wandere durch vier, fuenf Siedlungen,
bin fasziniert.
zm-090714-pyramide Erkenne Einfluesse weit entfernter und laengst vergangener Kulturen.
zq-090714-taj-mahal-m-gelb Wer hier baut,
hat seine Ruhe gefunden…
zx-090714-v-blick
zz-090714-z-mit-mir-im-schattenriss … und wenn es seine letzte ist….