Der Rote

Just im April 06, es ist wieder ein Besuch für Detailfragen fällig, da steht ER auf dem Hof der Aachener Niederlassung.
In rot ! Ab jetzt gibt’s kein Vertun mehr, so ähnlich wird er aussehen,Einzelbereift, ziemlich hochbockig. und mit mittellangem Fahrerhaus.
Ein kleiner Trost bleibt, meiner soll ne klitze kleine Nr kleiner werden: statt 14 Tonnen nur derer 11.
Aber die gelben Lampen obendrauf, die könnten mir auch schon gefallen…..

Die Bestellung

Das war nicht so einfach. Wer bestellt schon mal nen LKW? Ganze 165 (!) einzelne Positionen umfasst dann letztlich die persönliche Ausstattungsliste. Beileibe alles keine Extra-Wünsche. Aber beim LKW bleibt die Wahl zwischen drei Achsübersetzungen, permanentem oder zuschaltbarem Allrad, verriegelten oder nicht verriegelten Differentialsperren, und.. und.. und…

Wichtig Details waren dann letztlich:
Klimaanlage und Dieselstandheizung fürs Fahrerhaus, luftunterstützte Komfortsitze, Tropenausführung für Motor und Viskoselüfter, lange Hinterachsübersetzung, verstärkte Motorbremse (Kipphebelbremse), Dieselzusatzfilter SEPAR, Aussenplanetenachsen, beheizter Lufttrockner, Hauptschalter für Batterieanlage, verstärkte Motorlagerung, verstärkte Fahrerhauslagerung, verstärkte Schalldämmung des Motors, verstärkte 100 Ampere Lichtmaschine, Fernanzeigen für Lenköl und Kühlwasserstand, Arbeitsscheinwerfer auf dem Dach, wattfähige Zusatzscheinwerfer, Steinschlagschutz für die Hauptscheinwerfer, ext. Anschluss des Luftkompressors, und weitere 152 Details…..

Das Drama der Bestellung

Jetzt wird die Geschichte erstmal tüchtig kompliziert !
Einen Tag, nach dem mutigen Schritt meiner Fahrzeug-Bestellung, Dienstag, gibt's den Anruf des MAN-Dealers meines Vertrauens: "MAN wird meine Bestellung nicht annehmen, ich bekomme KEIN Auto. Ich hab genau zwei Stunden zu spät unterschrieben. Jetzt gibt es nur noch Euro-4 Fahrzeuge, aus 11 Tonnen werden jetzt mindestens 14 Tonnen, aus halbwegs verständlicher Elektrik wird der "CAN-Bus", und der Liefertermin schiebt sich ins Nirwana, Preis? Wie immer: teurer!." 
Zitatende !
Schock.
Nach weiteren 24 Stunden ist klar, dass die Niederlassung Aachen nichts wird für mich ausrichten können. Es bleibt dabei: KEIN AUTO !
Schock ! — Inne halten — ein Gefühl von: 'Abschuss im Steig-Flug….'
Eine Strategie muss her, schliesslich bin ich jetzt entschlossener denn je. Wozu gibt es den Segen/Fluch der Kommunikationstechnik?
Donnerstag abend: innerhalb von wenigen Stunden, wozu ist Mann schliesslich Journalist, sind rund zehn persönliche Emailadressen recherchiert: von der Fabrik in Graz/Österreich über die Disposition in Wien/Österreich, weiter über die Reklamationsabteilung in München, bis zum Chef der Fahrzeugorder im Hauptquartier,
der Vorstandsvorsitzende der MAN AG, Herr Anton Weinmann ist auch dabei, nebst seinem Vetriebsvorstand.
Mein Brief ist kurz, kaum eine Seite lang, aber er bietet Zündstoff und knappe Formulierungen.
Und er zeigt Wirkung. Innerhalb von 12 Stunden gibt es Antworten. Zunächst Beschwichtigungen aus der Reklamationsabteilung und "Nicht-Zuständigkeiten" von der Disposition. Aber mein "Fall" ist auf den Fluren in München wohl inzwischen gut bekannt.
Hoffnung gibt es 36 Stunden später, und noch einen Tag später habe ich einen persönlichen Brief des Vorstandsvorsitzenden mit Sondermarke im Postkasten.
Mir würde wohl geholfen, und Mann (und MAN) entschuldigt sich.
Entschuldigung angenommen, Hauptsache der Gelbe kommt, und jetzt hab ich's sogar vom Cheffe schriftlich.
Na also, geht doch !
Danke, Schock vorbei, puuhhhh, das war knapp….. und ist spektakuläre Basis für eine hoffentlich weiter so spannende Geschichte. Mann/Günther (und mein MAN) wird's sehen/erleben und zu berichten wissen. Glück auf !

Pflichtenheft

Logo, gibt es ein Pflichtenheft. Denn damit startet ja die gute Planung und diese Eckwerte schwirrten auf der Wunschliste:

  • kompakt soll er bleiben, möglichst unter sieben Meter Gesamtlänge aussen;
  • ein grosses Fahrerhaus mit einer zusätzlichen Ruheliege, das gibt mehr Varianten für's Beifahren, ohne das der zweite Mann/Frau gleich in den Koffer abwandern muss;
  • eine grosse Küche scheint mir wichtig, das Kochen tritt auf Langzeitreisen in den Vordergrund. Ein Ritual, dass ausreichend Platz braucht;
  • innen soll er grosszügig wirken, keine hohen Schränke mitten im Fahrzeug, sondern ein möglichst weiter Blick, deshalb kommt das Bad ganz nach vorne;
  • meine Lieblingskaffeemaschine soll auch in der Wildnis genug Strom und Platz haben dürfen, Kaffee mit 'Creme' auf Liegestühlen – weitab jeder Zivilisation, ein träumerischer Gedanke von Anfang an;
  • bitte nicht diese Lackierung im Allerwelts-einerlei-Beige- aller Wohnmobile, letztlich kam mir der bekannte "Post"-Gelb Farbton im tiefen Traume vor, und so soll er werden;
  • ein paar technische Ideen: 300 Liter Frischwasser mit Entkeimung; viel Solarstrom aus Photovoltaikzellen; warmes Wasser und Heizung während der Fahrt schon mit Kühlwasser vorbereitet; guter Einbruchschutz durch Glas-Doppelfenster und mehrfachgesicherte Türen und Klappen; eine wunderbare Musikanlage sowohl im Koffer als auch im Fahrerhaus, und ganz bestimmt kein Fernseher und schon garnicht 'ne SAT-Schüssel !

Ausstattung

die frühen Ideen zum Expeditionswohnmobil:

  • Kühlbox statt Kühlschrank: Das kenn ich vom Schiff., und das wird mich immer ans Segeln erinnern. In früheren Wohnmobilen ist mir viel zu oft die nur halbherzig verschlossene Kühlschranktüre beim losbrausen aufgegangen, schrecklich. Dazu hat die Box die bessere Energiebilanz.
  • Heizungsvielfalt: Ich will auf keinen Vorteil verzichten, deshalb sind wohl drei Heizungen notwendig: eine zum Schnellheizen, also mit warmer Luft, gefeuert mit Gas; eine komfortable für die klirrenden Nächte und auch fürs Winter-Camping: also eine Wasserheizung mit Fussboden- anteil, befeuert mit Diesel; und eine fürs Fahrerhaus, die auch geht, wenn der Motor nicht läuft: die Dieselstandheizung;
  • Teakholz: ich mag diesen roten Holzton, gibt viel Wärme fürs Auge, und soooviele Schiffe können sich nicht irren

Aller Anfang


Buecherecke
Die IDEE ist ziemlich alt.Bestimmt so um die 25 Jahre.

Damals wurden die ersten Reiseführer aus der “Syro”-Reihe angeschafft. “Durch Afrika” von den Därrs, oder mit dem VW Iltis “50.000 Km auf den Pisten Nordafrikas”.

Die Reiseroute längst beschlossen: über Tamanrasset durch die Sahara, und zurück über Gao, eben klassisch. Jedenfalls für damalige Verhältnisse. Damals baute ich dann auch mein erstes Wohnmobil zusammen, ein “Vauxhall Bedford Blitz”, also ein Opel !! Mit dem kurvte ich viele Monate in Skandinavien und Südeuropa herum.

Den Traum der Afrika-Reise mit eigenem, geländegängigen Wohnmobil, hab ich sorgsam über die Jahre hinweg gepflegt. Und just 2005 verschlug es mich zum erstenmal auf die “Allrad-Messe” nach Kissingen. Das hat es dann wohl gewesen sein. Die Chance eines der letzten Euro-3-Fahrzeuge zu ergattern, gab dann den Rest, und am 8. Mai 2006 nahm der Traum Gestalt an, mit der wagemutigen Bestellung beim Nutzfahrzeughändler MAN.

Los geht’s

Materialbeschaffung war gestern!
Bauphase ist jetzt !

Kummer machen noch die verschiedenen Tankgebersysteme. MAN passt nicht zu Alu, Mercedes Teile passen auch nicht. Zwei AluTanks gabs bei ebay, aber die Geber passen nicht zum vorhandenen MAN Instrument.

Zusätzlich kommt noch ein zweites Tankinstrument in die Armaturentafel.Der Zwischenrahmen ist fertig geschweisst. Zum Anbau muss noch der Batteriekasten etwa 5cm nach aussen versetzt werden, sonst geht die Halterung nicht ans Chassis. Logo, dass dann die Luftdruckbehälter auch mitwandern müssen.Ob der Koffer breiter als das Chassis wird ?

Es geht vorran

Jetzt sind es fast 600 Liter Diesel in zwei AluTanks, mit Umschalter und getrennten Tankanzeigen. Sogar dabei kann ebay helfen. Der Zwischenrahmen ist auch schon wieder aus der Verzinkerei zurück und montiert.Das besonders gute Auge erkennt auch schon den vorbereiteten Durchgang zwischen Fahrerhaus und Kofferaufbau.

Geliefert wie bestellt

Vier Monate Lieferzeit, jetzt steht er HIER.
Und hat schon seinen festen Platz, jedenfalls für die Monate des Innenausbaus. Passt doch wie angegossen, oder ? Naja, das liegt doch nur am zu kleinen Grundstück……

Doch schnell gehts weiter nach Koblenz. Unter den Kofferbauern ist die Wahl auf Michael Bocklet gefallen.

Der Clou

Seine Stärke rührt hierher: Das Zwischengetriebe.
Es macht aus ihm den Allradler. Dazu noch die per Luft schaltbare Geländeuntersetzung, und fertig ist der Klettermaxe. Angetrieben von 6 Zylindern, 220 PS dank Turbolader aus rund 6000 ccm Hubraum. Da kann schon einiges kommen. Und wahrscheinlich sogar mehr, als dem vorsichtigen Fahrer lieb sein dürfte.