Fang den Günther

Meine “Grenz-Erfahrungen” verlegen sich gerad ins Land, ins Russland.
War ich doch auf der Hinreise noch ganz des Lobes, und hab den Stinkefinger in Richtung Ukraine gezeigt,
so muss ich doch den Finger weiter nach Osten kippen.
Auweija was ist hier, in Russland, los.

Story No1 vom 07.Sept setz ich mal als bekannt voraus.
Dann kommt der 08.Sept. Bis hierhin noch klar?
Für mich nur bis zum Frühstück.

Am Kreisverkehr ein Polizeicheckpoint. Die gibt es hier quasi als Lehrlingswerkstatt für demnächst dann als Selbstständige “arbeitende” Polizeistreifen.

Sie hatten wie üblich Personen- und Fahrzeugpapiere kontrolliert, nach dem Woher? und Wohin? gefragt und mich sogar noch drauf aufmerksam gemacht, dass meine Richtung falsch sei. Ich müsse durch den Tunnel.

Na da hat doch dieser KontrollCheckpoint etwas gutes geleistet.
Ich also durch den Tunnel, den Berg rauf, und hinter mir ein PolizeiLada ausser Rand und Band mit Blaulicht und Sirene.
Ich langsam rechts ran, und die Herren sind äusserst ungehalten. Ich solle doch bitte sofort (!) anhalten. Sie sind offenbar so zögerlichen Bremsdruck von den Einheimischen nicht gewöhnt, die gehen wahrscheinlich ehrfurchtsvoll und hoheitsgläubig sofort in die Notbremse.

Ich erkläre ihnen erstmal gestenreich, dass ich es nur gut mit ihrer Frontscheibe gemeint habe. Schliesslich sei der Seitenstreifen nur grob geschottert. Aber ich bekomme kein Lob, nur missachtende Blicke. Das Thema wird nicht behandelt, weil zum nächsten gegangen.

Ich sei nicht klar in meiner Spur gefahren, sondern zwischen zweien getändelt, mittig auf zwei Spuren, ohne weiteren Verkehr ringsherum, versteht sich.

Ich soll genau wie gestern im PolizeiLada mal Platz nehmen, sogar auf dem Fahrersitz. Der Cheffe malt ausführlich ne kleine Skizze auf Papier und fühlt sich siegessicher. Er ist wohl im gleichen PolizeicheckPoint ausgebildet worden wie der Kollege “von gestern”.
Er nimmt meinen Reisepass, legt ihn in seine Mappe, schliesst den Reisverschluss und will in mein verduztes Gesicht schauen. Da gibt es nix zu schauen.

Dann soll ich wieder aussteigen. Okay, kein Problem, gemacht.
Kollege Untergebener schwingt sich wieder auf den Fahrersitz, startet den Motor und machte sogar Anstalten loszufahren.
Da werde ich sofort lautstart und energisch, denn so am Morgen ist von mir nur die abgekürzte Version zu haben.

Ich bestehe laut auf Protokoll und Quittung für meinen Reisepass, das Wort “Polizeistation” werfe ich in die Runde, sofort und mehrfach.
Und das die eben am Kreisverkehr auch schon alle Papiere kontrolliert hätten und für gut befunden hätten.
Aber diesen deutschen Redeschwall brauche ich nur, um mehr Text zu haben, denn ne logische Verbindung zwischen den beiden Kontrollen gibts natürlich nicht.
Dann noch der Hinweis, dass ich im oder vor dem Lada weder etwas unterschreiben, noch bezahlen werde, wir aber gerne nen kleinen Konvoi zusammenstellen können, der uns zu ihrer Polizeistation nebst Chef-Chef und Übersetzer bringen wird. Ich könne auch gerne meine eigene gelbe Lampe dazu einschalten, wäre nämlich ein deutscher Gelber.
Toller weiterer Redeschwall mit gut zu unterlegenen Gesten und Mimiken.

Hat dann noch bestimmt ne gute halbe Stunde an Wiederholungen gedauert, aber plötzlich gibt er mir den Ausweis zurück (Fahrzeugpapiere und Führerschein hat er nie gehabt und nicht verlangt…) und machte eine „Fahr-weg“ Handbewegung. Hab ich dann auch wortlos gemacht.

Nächste Situation, wirklich kaum 30 min später.
Ich fahr hinter ‚nem LKW, es geht bergab, ich will ihn überholen, aber er dreht auf, ich schau mir den Mittelstreifen genauer an, Farbe ist ziemlich abgefahren, und erkenne: „Durchgezogen“. Also bleibe ich wo ich bin.
Berg wieder rauf, ganz oben, da stehen sie, zwei PolizeiLadas unter Bäumen, im Schatten. Blickrichtung: die durchgezogene Linie, übrigens in diesem Falle ohne zusätzliches Überholverbotsschild.
Im Schatten nicht der Sonne wegen, sondern hier können sie ganz schlecht von der Strasse aus gesehen werden. Da hat die Familie wohl schon den Wunschzettel für Weihnachten abgegeben.

Nach den Polizeiwagen, die Strasse macht ne leichte Kurve, Linie  jetzt unterbrochen, ich schere aus und überhole. Wieder 1.000 Meter weiter, ich hab den Lada mit Blaulicht und Signalhorn hinter mir. Was ein Aufstand.
Anhalten.
Ich zeig mal wieder meinen seit 2  Jahren abgelaufenen Internationalen Führerschein, und den Reisepass. Zudem bestreite ich sofort jedes Fehlvergehen, und fühle mich komplett unschuldig.
Aber die beiden Jungens geben sich noch übermütig, sie haben ne Videokamera mitlaufen lassen, und ich muss mir „meinen“ Film auf ihrem Laptop jetzt ansehen.
Zunächst ordne ich die Szene falsch ein, und meine sie werfen mir den Überholvorgang vor. Aber dann wird mir klar: die Szene zeigt meinen abgebrochenen Überholversuch wegen durchgezogener Mittellinie. Dabei hab ich mit zwei Reifen die Linie überfahren. Anders hätte ich kaum sehen können, wie sich der Mittelstreifen in den nächsten Metern „entwickelt“. Die Jungens bestehen jetzt drauf: Die Linie darf keinesfalls und nie und nimmer, und mit rein garnix überfahren werden.

Protokoll fangen sie keines an auszufüllen, eine Geldforderung für den Weihnachtszettel gibt es auch noch nicht. Ha, da komm ich ihnen jetzt einfach zuvor, ich kenn doch locker das Drehbuch, und ein paar Proben hab ich auch schon mitgemacht.

Ich dreh sofort auf, rede mal wieder von Polizeistation: Ich versteh hier zu wenig, da muss ein Übersetzer her, den wirds auf der Polizeistation geben, und dann regeln wir das schon. Also, fahren wir los.
Und überhaupt, ich war schon in Kirgistan, in Tadschikistan, in Usbekistan, in Kasachstan auf dieser Reise, und zeige ihnen auch noch direkt die vielen Visaaufkleber und Stempel in meinem Pass.
Uppss, das war für die Herren jetzt vielleicht doch ein bisschen viel. Sie zeigen sich doch tatsächlich beeindruckt, die beiden. Sie fragen nach, und schauen auf die bunten Hinterlassenschaften der ausländischen Kollegen. Da lenkt der Lautere von beiden ein, kein Problem, alles halb so wild, ich könne fahren.
Na das waren jetzt nicht mal 20 Minuten. Ich werde besser.

Und hab auch gleich die nächste Chance. Vorfall No3 an einem Tag, langsam bin ich bedient.
Am Nachmittag.
Wie in jedem Dorf stehen die blau Uniformierten auch in diesem, mit mehr Sternen als IQ. Und der mir entgegen kommende Verkehr blinkt schon mit Lichthupe: Achtung. Also achte ich sehr genau auf meine Speed, schaue nach besonderen Verkehrszeichen: keine zu entdecken. Und trotzdem werde ich rausgewunken.
Er bleibt erst mal demonstrativ auf der anderen Strassenseite stehen, ich mache das Fenster runter, und er schüttelt den Kopf. Jetzt soll ich wohl vor Ehrfurcht alles Geld zusammen raffen, oder was ?

Er kommt auf mich zu, entdeckt, dass ich seine Sprache nicht kann, lässt die Radarpistole ganz komisch, weil so belanglos, am Riemen nach unten fallen, schaut auf mein Kennzeichen, und ich bin noch so in meinem deutschen Redefluss, dass ich genau drauf geachtet hätte, und garantiert nicht zu schnell gewesen wäre, und überhaupt, ohne Übersetzer geht hier gar nichts…
Ich hab fast nicht mitbekommen, wie er mir den Ausweis wieder zurückgeben will, und mich mit einer Handbewegung mich in die Ferne schickt….,
huch, das waren nicht mal vier Minuten seit Motor aus,
ob er mich verstanden hat ?????

Dann gabs da in Sotchi nen Tag später noch ne Fusstreife (!) im Hafen, die meinte, mit meinem Visum würde was nicht stimmen, und für 50 Dollar könne er das in Ordnung bringen,
aber da hab ich gleich abgewunken.
Wenn sie ihm seinen Lada wegnehmen, dann kann doch wohl nur was mit ihm nicht stimmen, und er solle erstmal schauen gehen, das er sein Auto wiederbekommt, dann können wir ja nochmal drüber reden,
aber bis dahin bin ich eh längst geflüchtet,
aus Russland.

Aber auch das war auch noch nicht alles,
aber es wiederholt sich halt alles,
gääähhnnn……
Bezahlt hab ich eh NIE.
(Stand: 13.Sept 09, 16.30h)

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