Nachtrag Russland

090711-roentgen-i Dann ist es mir doch noch gelungen,

quasi beim rausfahren aus Russland.

Diese RöntgenMobile haben die Russen wohl an allen Grenzen aufgestellt.

Bei der Ausreise war ich Ihnen nicht so wichtig,

und ich bin eh in der All-Time-Datenbank gelandet.

090711-roentgen-ii In der Kategorie:

“Harmlos”,

of course….

Letzte Tanke Usbekistan.

Schon unter den Travellern in Samarkand geht die Runde: Tanken in Tadschikistan ist teur, die haben kein eigenes Öl.
Also, hoch die Tassen, noch vor der Ausreise.
Unsere Wahl fällt auf eine kleine verträumte Station hinter rotem Tor und grünen Büschen.

Der angeschlagene Preis geht in Ordnung 1.040 Sum,
also rund 53ct.
Reinhard gibt seine Geldreste,
30.000 sum, und es werden 27 Liter.

090721-a-tanke-t
Völlig verdutzt sehen wir,
wie einer der herumstehenden Jünglinge sein Stühlchen heranzieht,
die Handkurbel greift und ganz munter 27 Liter aus den Tiefen der Tanks mit Muskelkraft heraufzieht,
damit sie in den Gelben plätschern können.

Eine Schaumkrone kann sich da auf dem Sprit erst garnicht bilden.

090721-b-tanke-gelb-an-kurbel
Und wie stehts mit Dollar ?
Umrechnung praktisch wie sonst auch, 1.850 sum für einen Dollar.
Damit sinkt der Dieselpreis für uns Eurokunden weiter auf 45ct.
Fühlt sich doch gut an,
und die Tanks des Gelben könnens vertragen.
Kurzum, wir geben einen Folgeauftrag.
Wir möchten dann nochmal 300 Liter, bitte sehr.

Na da fühlte sich aber die Jugend gefordert.
Das geht jetzt im Schichtdienst, Wechsel alle fünf bis neun Minuten,
je nach Kondition des Schwengelers.

Gedauert hats, aber wir haben ja Urlaub.

090721-c-tanke-lachende-runde
Und zum Schluss kommt dann noch El Cheffe…
und meint, Junior habe alles ganz falsch gemacht, der Wechselkurs zum Dollar sei nur 1.800 und er möchte noch gerne 5 Dollar nachhaben.

Hmmm, da ist er eindeutig an die Falschen geraten.
Das hab ich ihm versucht zu erklären.
Schliesslich bin ich dann mal prophylaktisch vom Dieselkauf zurück getreten,
und hab die Jungs gefragt, ob sie auch andersrum kurbeln könnten,
den Sprit aus dem Gelben wieder in ihre Tanke.
Die haben gelacht,
ich nicht.
Mir ists ernst.
Und El Cheffe auch,
der will seinen Nachschlag.

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Naja, vielleicht hab ich dann den guten Stil etwas verloren, bin lauter geworden,
hab gefragt,
wer er denn er überhaupt sei,
die Preisabsprachen wären mit dem Junior im Gelbhemd getroffen worden.
Alles paletti, oder ?
Da hat Cheffe eingelenkt,
er drohte wohl sein Gesicht in der Runde etwas angeeckt zu bekommen.
Happy Ende, kein Nachschlag.
Alles gut.
Wie praktisch immer,
hier in ZentralAsien.
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Ausreise Usbekistan

Das Schreckgespenst “Registrierung” geht die Runde.
Der Hotelist vom Bahodir in Samarkand besteht händeringend darauf, dass ich mich durch ihn registrieren lasse.
Und in den kleinen Staatsparagraphen stets wohl auch drinne. jedes Hotel macht es.
Und ich ? Vergess sie.

Die Grenzstation selbst? Sehr verträumt.
Etwas verlegen um neue Besucher, weil sooo leer.

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Kein Problem wir kommen ja schon.
Und sind in 40 Min. auch schon wieder durch.
Easy coming, easy going.
Der Blick in den Koffer? Obligatorisch. Nicht weil nötig, sondern weil spannend.
Sogar nach dem Preis für solch ein Fahrzeug fragen sie. Da ist tief stapeln angesagt.
Und weiter sind wir.

Einreise Tadschikistan

Was sind hier junge Jungs unterwegs. Kaum 29 Jahre alt, und so freundlich.
Ihr Chef wirkt wie der Vater der Bande. korrekt, höflich und kontrollierend.
15 Minuten brauchen wir für die Stempel. Na das ging aber hurtig,
und vor lauter Freude fahr ich die “Customs” Leute nieder und steh schon an der letzten Schranke.
Zurück Marsch Marsch.

Sorry, sorry.
Aber alle bleiben freundlich. Aber es gibt da ein Problem,
neben weiteren Formularen möchten der Herrschaft doch etwas Geld.
Mmhh, warum, wieviel ?
Für die ersten fünfzehn Tage in Tadschikstan 100 US Dollar, dann weitere 100 US Dollar, und…
Da nutzt es auch nix, dass ich Ihnen glaubhaft machen kann, dass der Gelbe allerhöchstens 3,5to wiegt.

Vom Geld weiss ich nix, trotz ausführlicher Internetrechersche.
In einer dreiviertel Stunde bekommen wir es erklärt.
Und es stimmt wohl auch. Der Dienstmann ruft eigens eine deutsch sprechende Bekannte an,
die Quittung wird uns sofort in Aussicht gestellt,
und ich erinner mich dann doch: “Zurken” (Jürgen Hensges) hatte in seinem Blog auch von diesem “Eintrittsgeld” gesprochen.
Also dann muss es wohl sein.
100 Dollar fürs erste.
Keine Korruption, sondern eine komische Vorschrift für Leute mit dem eigenen Auto.
Vielleicht eine Initiative des Taxifahrerverbandes……

Später sehen wir, dass der Tauschkurs für Euro etwas besser ist, als der für Dollar.
So wird sich die Summe vielleicht doch noch etwas reduzieren lassen,
mal schaun.

Prolog.

090722-fanm-03-berge-m-schnee Tadschikstan wir kommen,
langsam,
aber neugierig.
Zunächst mal direkt hinter der Grenze rechts ab:
Die Fan-Mountains.
Zum Einüben.

Die Seven-Lakes-Tour.
60Km Sackgasse mitten hinein in die Berge.

090722-fanm-06-schraeger-gelber Der Gelbe darf ein bisschen hüpfen
und auch auf der Kante spazieren fahren.

Geschwindigkeit?
7 Km in einer Stunde.
15 Km in zwei Stunden.
Zu Fuss wäre ähnlich schnell,
aber ohne den ganzen Rotkohl, Orangensaft, Sauerkraut etc..

090722-fanm-07-kindergruppe Fast ein bisschen lang unterwegs an diesem Tag.
Es wird schon Dunkel.

Die Einladung des Dorfes auf ihrem Marktplatz zu übernachten lehnen wir dann doch freundlich ab,
und fahren noch ein kurzes Stück weiter.

In zwei Km soll sowieso die Strasse aufhören.

090722-fanm-09-ubernachtung Am nächsten Tag sieht dann doch unser improvisierter Übernachtungsplatz ganz hübsch aus.
Laut war er eh.
Aber das hilft beim Einschlafen.
090722-fanm-14-berge-m-schnee2 Nächster Morgen?
Auto stehen lassen,
zu Fuss weiter.
See No 7 wartet.
Auf der Seven-Lakes-Route in den Fan Mountains.
Umgeben von gut 4.000ern mit ihren letzten Schneekappen.
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090722-fanm-17-m-see-t Uiuih, was ne feine Trecking Tour.
Und das Licht,
und die Sonne,
und dieses Türkis,
und..,

Fans der Fan-Mountains.

Wir gondeln langsam die
“Seven-Lakes-Tour” zurück.

Die Strasse setzt Grenzen,
aber diese Landschaft lässt auch nicht los,
will nicht loslassen…,
wir auch nicht.

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Hier, rund 50 Km entfernt von der Zivilisation sind die Menschen scheu.
Die Mädchen nehmen die Hand zum Gesicht, um es chinant zu verbergen.

Aber allein ein Winken,
oder ein Griff mit der rechten Hand zum Herzen,
“Salam”,
vermag die Barriere in MilliSekunden zu brechen,

alles lächelt,
zeigt den Daumen nach oben,
winkt zurück.

Entfernte Welten treffen sich,
so nah….,
so spontan…,

“One World….”

090722-fanm-18-esel-a-bruecke
Die Rückfahrkamera produziert Bilder wie aus dem Fernsehen.

Aber er ist nah,
dieser reissende Schmelzwasserfluss,
rund 3 Meter,
direkt hinter uns.

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Weit kommen wir nicht auf unserer Rücktour
14 Km,
und wir campieren an See
No 4 oder 5.
Dringende Reparaturen stehen an.
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Die Saeco will nicht mehr.
Zuviel Wasser ist durch die Rüttelpisten in die Bohnen geraten und hat sie weich gemacht.
Das Mahlwerk rührt nur noch in einem Brei.

Stunde später,
und ich verkoste den ersten doppelten Expresso…, geil !

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Wieder ne Stunde später,
ich hab landestypisch gekocht:
Rotkohl, Semmelnknödeln und Schweinegulasch.
Wir sind schliesslich eine österreichisch-deutsche Fahrgemeinschaft.

Das soll alles “The Pamirs” noch steigern können?
Reinhard meint ja.
Ich nehm ihn beim Wort.

(Tmax heute = 28° auf 2.400m Meereshöhe,
leicher Wind, Fotowolken,
Tmax FlussWasser = 6°, bbrrrr)

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Getreidekomprimierer

Da ist noch ne nette Episode aus den Fan Mountains nachzutragen.
Auf dem Weg in die Berge lag ne Menge Stroh auf dem Asphalt herum.
An sich kein Problem, der Gelbe kann ja auch locker neben der Strasse fahren. Aber die kleinen Steinhaufen waren schon irgendwie komisch.
Und als ich so am Lenkrad drehe, da gibts aussen ein Geschrei.
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Ich möge doch bitte gerne mittendurch fahren.
Achso, der Gelbe als Getreidekomprimierer.
Das kann er bestimmt besonders gut.
Allein seine Reifengrössse ist so ziemlich das breitste was hier so rumfährt.
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Und weil wir eben auf Urlaub sind,
setzt ich auch gleich noch mal zurück, und fahr eine Reifenbreite weiter rechts nochmal durchs Stroh.
9 Tonnen durch vier macht gut 2 Tonnen Druck pro Reifen,
das nenn ich ganze Arbeit
3-090723-getreide-raeder-g
Und womit keiner gerechnet hat,
ich fahr noch ein drittes,
ein viertes,
ein fünftes mal drüber,
bis das der Berg verschwunden ist.
Da lacht Herr Bauer,
und ich darf sogar ein Bild von seinem strahlenden, allerdings fast zahnlosen Lächeln machen.
Wir sind in Asien.
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Tunnelhorror

090723-tunnel-0-anfahrt Ich bin unterwegs auf der wohl wichtigsten Nord-Süd-Verbindung ganz Tadschikistans:
von Taschkent/Usbekistan nach Dushanbe.
Die Strasse muss die “Hisor Range” überwinden. Eine Gebirge bis knapp 5.000m.
Statt einer 66Km Passstrasse wird seit einiger Zeit an einer neuen Tunnelstrasse gebaut.
Tunnellänge auf dem Scheitelpunkt rund 5Km.
Und die Geschichten um diesen Tunnel erreichten mich schon lange vor Reisestart in Deutschland.
Auweija.
090723-tunnel-1-hauptroute Ganz in echt:
so genau sieht die Tunneleinfahrt aus,
ein riesiger SchlammSee,
Betonsilo rechts, Baufahrzeuge aus China. Schotter der groben Sorte.
Die haben den sehr unfertigen Tunnel wohl schon freigegeben
(in Europa völlig undenkbar)
weil die Passstrecke auf 3.300m Höhe geht
(ebenso in Europa nicht vorhanden)
und seit 2 Jahren nicht mehr gewartet wird.
090723-tunnel-2-haupt LKW der rote rechts,
fast bis zur Achse + Stossstange im See versunken,
der blaue LKW gegenüber wartet auf mich,
dass ich durch den See durch bin,
den er fährt in Gegenrichtung genau in meiner Spur,
nen anderen Weg gibt es nicht.
090723-tunnel-3-einfahrt1 Einen Moment später,
jetzt erst seh ich die Tunneleinfahrt….
ein schwarzes Nichts.
Innen ist der Tunnel noch völlig im Rohzustand,
Ganz gut zu fahren,
so mit 10 km/h,
bis auf die Pfützen.
Wasserflächen, oft 50 Meter lang.
Dann sieht man leider die tiefen Löcher im Boden nicht mehr,
und schlägt entsprechend auf.
Geparkte, unbeleuchtete Autos von Baustellenleuten mitten im Tunnel,
kaum DeckenLicht,
und ein Slalom zwischen arbeitenden Betonmaschinen,
natürlich unbeleuchtet, aber man kann sie gut hören.

Mitten im Tunnel hab ich angehalten,
Motor aus,
und mal meine Lufthupe getrötet,
ein Wahnsinnsnachhall.
Schade, dass ich nicht mehr als einen Ton kann.

090723-tunnel-4 Tunnelausfahrt.
Vor lauter Dieselabgas sieht man in der diesigen Luft wenig.
Ganz rechts unten erkennt man Arbeiter,
ohne Licht,
sie spazieren im Tunnel.
Haben immerhin Gummistiefel an.
090723-tunnel-5 Gegenverkehr ?
Achso, es gibt ja kaum welchen….
Hier in Tadschikistan ist der Autoverkehr wenig entwickelt.
Im ganzen Tunnel haben wir lediglich ein anderes Fahrzeug gesehen.
So gesehen können die Chinesen sich mit dem Strassenbauprojekt Zeit lassen.
Man kommt ja schon durch, irgendwie….

Dushanbe

Dushanbe.
Hauptstadt Tadschikistans.
Ich bin nicht so der Stadttyp,
auf Reisen jedenfalls nicht.

Man merkt schnell, dass hier der Präsident wohnt.

090724-dushanbe-1-praesident
Polizeistreifen,
alle 200 Meter.
Touristen bleiben unbehelligt.

Die Strassen sind müllfrei.
dafür sorgen Nacht für Nacht
viele dutzende Reisigbesen.

Parkanlagen, Springbrunnen, schattenspendende Alleen,
breite Boulevards.

Rechts das Theater der Stadt.

090724-dushanbe-2-theater
Ich setz mich ins Segafredo,
schlürfe nen doppelten Espresso
und nutze den kostenlosen WLAN.

Wer als Europäer in Dushanbe landet, erleidet keinen Kulturschock,
es ist fast alles wie zu Hause.

Nur die Preise erinnern ans asiatische Ausland:
Espresso 0,50€,
Mochito Cocktail 1,50€,
Vier Gänge Menue 1,70€.

Schachlik ist gern genommen.

090724-dushanbe-3-schachlik
Abends setzt in den Parks die grosse Party an.
Musik, auch live,
viele Kinder auf Skates,
Ghettobluster und verliebte Päärchen.

Tmax in Dushanbe 38°, wolkenlos, TNacht 30°;
bisher gef.: 7.500Km;
25.Reisetag;

090724-dushanbe-4-big-bear

unterwex zum Pamir

090727-zum-pamir-1-schelchter-weg Raus aus der Stadt,
wozu bin ich denn hergekommen ?

Die Wahl fällt auf die südliche Route über Kulob zum Pamir.
Sie ist zwar etwas länger, soll aber besser in Schuss sein.

Für die ersten 340km stimmt das auch.
Aber dann gehts rund.

Mehr als 20Km in der Stunde gehen nicht mehr.

090727-zum-pamir-2-bruecke … über Wasser

… durchs Wasser,

das Angebot für Offroader
ist reichhaltig.

090727-zum-pamir-3-furt
090727-zum-pamir-4-grenzfuss Wir treffen auf den Fluss Panj,
und damit auf die afghanische Grenze.
090727-zum-pamir-5-entg-lkw Die erste Militärkontrolle.
Der Soldat nimmts gründlich, schaut in jede Schublade. Er sucht nach Waffen.
Dann fragt er locker nach Sexvideos. Habe ich beides leider nicht.

Beim rausgehen vergisst er sein Sprechfunkgerät.
Bei der nächsten Pause finde ich es
und denke es ist eine gute Idee einen entgegenkommenden LKW anzuhalten und es ihm mit zu geben.

Hmm, war keine gute Idee…

090727-zum-pamir-6-minenschild Ab sofort werden wir steckbrieflich gesucht.
Die Gelbe Tour wird höchstwachsam verfolgt und per Funk weitergegeben..
Wirklich jede Militärkontrolle zwingt uns zum Stopp, fragt nach dem Funkgerät.
Mehrfach reichen unsere Beteuerungen nicht, und wieder eine Durchsuchung.
Langsam wird klar:
wenn das Gerät in afghanische Hände geraten würde,
dann könnten die locker auf einfache Weise den tadschikischen Funkverkehr abhören.
Uiuih.
Vielleicht ein Stoff für den nächsten 007, aber wir werden so etwas bestimmt nicht wieder tun.
090727-zum-pamir-7-abendessen Abends halten wir an einem kleinen Familiienrestaurant an.
Der Hausherr setzt sich zu uns.
Er zeigt auf die andere Flusseite und vergleicht die Grenze mit der deutsch-deutschen.
Auf beiden Seiten wohnen Tadschiken. Sie sprechen die gleiche Sprache und feieren die gleichen Feste.
Bleiben aber getrennt.
Wieso gibts da eine politische Grenze?
Zudem verschlingt die Sicherung dieser Grenze den grössten Teil des tadschikischen Militärhaushaltes.
090727-zum-pamir-8-grenzfluss Und auch wenn wir sie nicht sehen können,
bei jedem Halt kommen sie aus dem Gebüsch, die Militärs
und schauen wachen Auges auf unser Tun.
So breche ich einige Photohalte ergebnislos ab.
Rechts Afghanistan,
links Tadschikistan.