Do.08Sept22 – die “Rettung” ?? (IV)

So hatte ich es mir in etwa gedacht. Mit den ersten Lichtstrahlen geht das Treiben im nahen Dorf los. Kinder lachen, Menschen reden miteinander, und die ersten laufen auch am Steyr vorbei.
Zeit für den ersten Kaffee, sonst gehts noch ohne in den Tag.

Ein Moped fährt vorbei, ein zweites hält direkt neben dem Steyr an.
Na gut, dann geht jetzt eben auch hier der Tag los.
Energisches Klopfen an der Türe.
Das mit dem Kaffee war ne gute Idee, denn jetzt gibt es erstmal keinen mehr.

Die Buschtrommel hat funktioniert, und die Geschichte mit dem Weissen im grossen Auto bis zur nächsten Polizeistation getragen. Da wurde dann dieser Officer ausgeguckt, der jetzt am Steyr steht und ein paar Fragen hat.
Allerdings kann er kein englisch + ich kein portugiesisch.

Er ist zwar als Beifahrer mit dem Moped gekommen, aber jetzt will er ganz klar IM Steyr mitfahren.
Schliesslich kennt er sich hier alleine tiptop aus.
Und das ich mich NICHT auskenne kann man ja klar erkennen,
das ich wie ein Ufo vom anderen Stern in diesen Jungle ganz sicher nicht hineinpasse.
Widerstand zwecklos, immerhin steht da die Staatsgewalt.

Ich hatte heute morgen schon direkt nach dem Aufwachen tatsächlich Zweifel bekommen, ob dies die richtige Art sein kann mit dem Steyr zu Reisen. Bis zu diesem Bananenfeld hier hab ich mich in gut 2 1/2 Fahrtagen durch 70Km heftigste Piste gewühlt. Bis zu meinem Ziel Muxima sind es mindestens noch weitere 100 Kilometer. Wenn die Piste nicht besser wird, dann sind dafür noch mindestens vier weitere, recht unlustige Fahrtage nötig.

Umdrehen ist ja nie eine Schande, sondern oft genug Zeichen von Vernunft. Wieso also nicht mal “vernünftig” sein, hatte ich wach im morgendlichen Bett schon gedacht. Letztendlich wurde mir klar, das ich hier eine belastbare Auskunft über den Strassenzustand nach Muxima bekommen muss. Und fällt die schlecht, oder vage aus, oder ich kann keine Auskunft bekommen, dann lieber umdrehen.

Auf Nachfrage scheint der Officer auf seiner Polizeistation in Muxima nachfragen zu wollen, wie der Zustand der Piste ist. Also ein ganz besonders guter Grund den Officer ins Fahrerhaus zu laden.
Gesagt getan.


Wir fahren durch kleine + kleinste Dörfer. aber der Officer kennt sie alle. Er gefällt sich gut in der Rolle des Staatstragenden, grüsst wie die “Queen vom Busch” winkend aus dem Fenster.
Alle jungen Mädels heissen hier wohl “Viktoria”. In jedem Dorf guckt er sich eine aus, winkt sie heran, und berichtet stolz von oben aus dem Steyr herab.

Der Weg ist das Ziel, aber den Weg muss der Steyr sich erst noch bahnen.
Der Trampelpfad ist eng, der Weg schlängelt sich entlang des Rivers.
Es sind jetzt keine stacheligen Akazienbäume mehr die viel zu nah am Weg stehen. Jetzt sind es Bananenstauden, und die streicheln den Steyr mehr als das sie ihn verkratzen wollen.

Der Weg gabelt sich. Das Navi meint rechts, der Officer meint links.
Nach wenigen hundert Metern ist er sich nicht mehr sicher. Auf mich hört ja hier keiner.
Ein Mann kommt entgegen, er ist sich auch nicht sicher, aber ja, einfach weiter fahren.

Für die 13Km bis zur Polizeistation brauchen wir gute 3 Stunden.
Immerhin kommen wir an.

Grosses Hallo. Jeder weiss hier schon Bescheid.
Der Dorfschulleiter ist heran geholt worden. Ein sympathischer Kerl der mit gutem englisch weiter hilft.

Polizeistation im tiefsten Jungle: Mumbondo

Stühle werden heraus geholt. Der Reisepass wird sorgfältig mehrfach abgeschrieben. Man telefoniert mit der nächsten oberen Polizeibehörde.

Der Steyr parkt neben einer kleineren runden Hütte ohne Seitenwände.
Auf dem Tisch in der Mitte steht ein Tastentelefon.
Eine junge Dame bemüht sich irgendeine Verbindung ins Jenseits herzustellen.
Rundherum sind einige Stühle besetzt. Das ist wohl die Wartezone.
Das wird dann wohl eine quasi öffentliche Telefonzelle sein.
Die einzige Möglichkeit irgendwie aus dieser Gegend nach draussen Kontakt herzustellen.
Ich ahne, das ich hier an einem sehr abgelegenen Posten angekommen bin.

Die Strecke nach Muxima wird vom Dorfschullehrer als gut bezeichnet.
Je nach Fahrer wären die 100Km in 3 bis 4 Stunden zu schaffen.
Hurra, das ist genau die Aufmunterung für die ich hergekommen bin.
Kein Umdrehen, der Weg geht weiter,
auf nach Muxima.
Kann ich denn bitte den Pass wiederhaben ?

Einen Moment, übersetzt der Dorfschullehrer…

… der Officer würde gerade noch mit seinem OberCheffe in Muxima Rücksprache nehmen …

Der kommt nach wenigen Minuten fröhlich aus dem Haus und verkündet das er den hoch offiziellen Auftrag habe den Steyr samt Crew ins 100 Kilometer entfernte Muxima zu begleiten. Denn Sicher wäre ja nun mal SICHER.

Oh nein.
Die Navigation ist doch nun mal garkein Problem, alle Tabletts und Handys kennen sich bestens aus.
Schliesslich hab ich ja auch bisher fast alles gefunden.
Und wenn die Strasse prima ist, dann gibt es ja auch nun mal garkein Problem….
Der Officer winkt ab.
Er hat ja jetzt einen dienstlichen Auftrag den es zu erfüllen gilt, bei seiner Polizistenehre.
Und ausserdem …., es geht ja garnicht um die Navigation…
Es geht um all die Schurken und Banditos die auf dem Weg nur nach einem grossen Steyr lauern,
um den dann kurzerhand auszuplündern und ins jenseits zu schicken.

Und überhaupt.
Durch diesen Trip kann er all seine Kollegen und Kumpels nach langer Zeit mal wieder so richtig wieder in die Arme schliessen und stundenlang rumklönen.
Wie er allerdings dann wieder zurück kommen will, das kann hier auch keiner sagen. Egal.
der Officer kommt jetzt mit. Basta.