mit Inge am Bund

101008_1-am-bund-gslinge Das war zunächst mal nicht ganz so eindeutig:
Weder ob meine Schwester Inge tatsächlich ihren angemeldeten, dienstlichen Flug nach Shanghai bekommen wird,
noch ob ich um diese Zeit überhaupt noch in der Gegend bin.

Aber irgendwie hat es eben dann doch dringend sollen sein.
Und es ist zu einem HighLight der Reise geworden,
keine Frage….

101007_2-stadtentwicklung Inge war schon wirklich sehr sehr viel in der Welt unterwegs, aber eben noch nie in Shanghai.
Da kann doch tatsächlich der Bruder seiner Schwester noch etwas von dieser Welt zeigen.

Also den Gelben gepackt,
denn gerade aus dem Gelben kann man gut aus der ersten Reihe den total chinesischen Verkehr hautnah erleben.
Noch dazu,
wo selbst in NewYork alle Taxis
gelb sind.

101008_3-am-bund-creperie Keine Stadt der Welt für Inge ohne die Garküchen.
Wir waren uns eh einig,
dass so ne GassenSzene jeder Expo vorzuziehen ist.
So denn auch geschehen.
101008_4-am-bund-crepe_mann RiesenCrepes gabs hier,
Fleischspiesse dort,
Hühnerherzen gleich nebenan,
und, und, und…
101008_5-sojasauce Und so sieht Inge aus,
wenn sie sich Sojasauce in ihr Bierglas schüttet.
Kurz danach sind wir ins Hotel. Obwohl,
ich glaub es war nicht ihre Müdigkeit (schliesslich hatte sie die letzte Nacht komplett an Bord durchgearbeitet),
sondern vielmehr unser sehr munteres Geplapper,
dass sie so abgelenkt war, und ihr Bier verwüstete.

“Power-Shopping”

101009_5-uniform Inges Kollegen hatten schon überdeutlich drauf hingewiesen:
Es gibt nur eines, was Shanghai in der Elite aller Weltstädte auf Platz eins hebt: Power Shopping !

Sie haben alle ihre Koffer gross und leer mitgebracht.
3Kg fürs Anreisegewicht ist ein guter Wert.
Zurück?
Schweigen wir besser.

101009-powershoppen-ladenfront Naja, dann muss es halt sein,
und letztlich finde ich mehr als Inge was den Rucksack füllt.

Die Nanjing Lu ist eh kein Geheimtipp mehr,
aber auf 3 Km Länge verteilt sich das raffende Volk ganz gut.

101009-powershoppen-converse Schuhe, Markenschuhe,
nachgebaut oder ‘gefunden’,
wer weiss das schon.
Hauptsache billig,
und die zu Hause erblassen vor Neid und eigener, leerer Kassen.

Ich greife bei Timberland (22€) und Diesel Turnschuhen (24€) zu. Noch ein Softshell von Mammouth (30€) und ein Rucksack.
Herz was begehrst du?
Hier gibts alles,
zu Schleuderpreisen.

101009-powershoppen-fuesse Unsere Modenschau fällt skuril aus, aber es sei allen versichert:
wir haben für den günstigen Preis auch die zweite Hälfte erstanden..
101009_5-powershoppen-geschafft-m-bier Geschafft.

‘The Chinese Way’

100811-golmud-lichterbaum Die Chinesen sind schon komisch.

Klar, dass sie im Strassenverkehr keine Angst kennen,
klar auch, dass sie zum Frühstück kein Brot brauchen,
auch klar, dass sie Karaoke singen über alles lieben.

Aber das sie die Natur so mit bunten Lichtern bepflanzen müssen,
oder das sie jeden Türsims mit massenhaft Schnörkeln verzieren wollen.

Das kann einem daher gereisten Europäer schonmal Zahn- schmerzen bescheren, bei soviel zu viel des Süssem.

101007-baummauer-vorher Also wenn ich da mal ein Beispiel aufzeigen darf ?

Nehmen wir diesen neu verpflanztem Baum vor diesem neu gebauten Tempel.
Da kommt dann ein Mäuerchen drumherum.
Damit Mutters Erde ihren Halt findet, und zum Schutze vor aufdringlichen Autos.

Soweit einverstanden?
Ok.

101007-leute-laden-ab Und jetzt !
Da kommt da so ein blauer LKW vorgefahren.
Und hat viele unbunte Steine,
die abgeladen werden wollen.
Akurat auf Mass zugeschnitten,
in mehreren verschiedenen Radien…,

… und mindestens Arbeit für drei Leute zwei Tage lang.
Für einen Baum versteht sich,
und davon gibt es dutzende um diesen neuen Tempel herum.
Der ganze Parkplatz steht voll davon.

101007-fertiger-baum Da mache sich der aufgeklärte Leser doch bitte selbst ein Bild.

So sieht dann dieses “verblendete” Werk aus.
Eins wie das andere,
dutzendfach kein Unterschied,
nix individuelles,
nix gewachsenes,
sondern allenfalls etwas fabriziertes.

Aber so lieben es die Chinesen,
da sind sie wohl ordentlicher,
als alles europäische……

19.Okt.–Kaiserkanal

101018_chi-bei-ceoloub Den halben Tag fahre ich schon in Sichtweite des Kaiserkanals.
Ich hatte von ihm gelesen, bin von der Autobahn runter und fahre ganz nah mit ihm zusammen nach Norden.
Ich möchte hier auch mein Nachtlager aufschlagen und lande an einem Nebenarm.
Ich sehe zwar keine Schiffe mehr, aber immerhin hat auch das DauergeHupe und das dichte Verkehrstreiben ein Ende.
Am nächsten Morgen.
Der Dunst zieht im tiefen Nebel übers Wasser.
Ein Hirte auf dem Wasser treibt seine Gänseschar voran….

101019-kaiserk-gaense

101019-kaiserk-boo2 1.800 Km zieht sich diese von Menschenhand gebaute Wasserstrasse von Beijing im Norden bis nach Shanghai.

Vor allem Reis, Seide und Getreide wurden von den fruchtbaren Gegenden im Süden, über diesen Kanal nach Norden gebracht.
Die ersten Abschnitte sollen rund 2.400 Jahre alt sein.

101019-kaiserk-boo Parallel zum Kanal entstanden Strassen,
und viele Ansiedlungen.
Auch militärisch spielte  er eine grosse Rolle in der Region.

Durch den Bau der Eisenbahn und die die Verlagerung des grossen Gelben Flusses sank seine Bedeutung.

101019-kaiserk-bruecke Aber auch als Bewässerungskanal für die Landwirtschaft hat dieser Kanal mit seinen vielen Nebenkanälen eine wichtige Funktion.
Deshalb wurde er mit Gründung der Volksrepublik 1949 auch teilweise wieder instand gesetzt.
101019-kaiserk-reihe Vor allem die extrem langen Schleppverbände sind heute sein charakteristisches Erkennungszeichen. Ich hab bis zu zwölf Boote gezählt, die von einem Schlepper gleich einem Bandwurm durchs Wasser gezogen werden.
Die Boote dahinter haben keinen Motor, aber trotzdem ein Deckshaus. Darin lebt meist eine kleine Familie. Sie halten alle zusammen den Wurm auf Kurs.

20.Okt.–Jinan: Red&Co.

101021-jinan-redhelm Ich hab einen HotSpot gefunden, meinen Gelben am Strassenrand geparkt, meinen Läppi aufs Lenkrad gelegt und beschäftige mich mit EmailPost.
Klar drehen sich wie immer viele Köpfe um. Kaum einer kann meine Herkunft am Kennzeichen ablesen. Alles zu fremd. Allein die Farbe schon, dieses Gelb….
Aber ein einzelner Chinese erweist sich als besonders hartnäckig. Er kann zwar kein Wort ausser chinesisch, ärgert sich offenbar auch sofort darüber, aber er deutet auf meinen roten Aufkleber. Irgendwie war er wohl 2007 auch in Tibet, mit dem Motorrad…
101021-jinan-red-studio Er lässt nicht locker, ruft seine Bekannte an und reicht mir sein Handy rüber, ich solle mit ihr reden. Am anderen Ende höre ich wirklich ein gut verständliches Englisch. Mein Chinese lässt fragen, ob ich nicht Lust hätte mit ihm zusammen zu seiner Company zu fahren. Er würde Filme produzieren und dort wäre das Studio.
Uppsss, Tibet UND Filme machen, mmhhh. Ich kenne ihn zwar nicht, aber wieso sollen wir nicht zusammen hinfahren. Abgemacht.
101021-jinan-panda Mich trifft der Schlag. “The Chinese Way”.
Es stellt sich als Werbeagetnur heraus. Locker über 100 Beschäftigte. Alles auf zwei Etagen vor Monitoren.

Reds Reich oben sind die Filmproduktionen. Alles was gutes Geld kostet ist hier versammelt: Silicon Grafics&Co, Betacam, usw.. Panda, die Bekannte vom Telefon ist CutterIn hier, Final Cut Pro…, wir haben echt die gleichen Themen…..

101022-hotpoddinner Er besteht darauf mich am nächsten Tag mit seiner Freundin zum Essen abholen zu dürfen.

Ich hatte darauf bestanden etwas typisches erleben zu wollen. Und so geht es zum HotPod.
Ich dachte, ich würde diese Form des Fondues kennen, aber die letzten vielleicht 20 HotPods unterscheiden sich alle, keines ähnelte dem anderen. Diesmal gab es hauchdünn geschnittenes Fleisch, Gemüse sowieso, und eine Erdnusssosse zum dippen. Köstlich.

Und dank seiner Bekannten ‘Panda’ konnten wir uns auch alle prima unterhalten.

21.Okt.–Jinan: Kastelruter Spatzen

101021-jinan-weinkeller-redpanda Während wir so draussen vor der Werbecompany am Gelben erzählen, da kommt ein weiterer Chinese die ausgeklappte Treppe herauf.

Woher ich denn käme, aha, soso…
Ob er denn uns alle auf nen Tee in seinen Weinkeller gleich unter dem Theater der Stadt einladen dürfe, schliesslich ständen wir ja schon davor…

Okay, dann gehen wir alle zusammen in den Weinkeller.

Aber oh Schreck…,
das kann ich ja alles lesen …..

101021-jinan-weinkeller-gsldong Mr Dong vertreibt Weine,
aber nur österreichische !!!!
“Vereinte Winzer” steht denn auch auf Türen und Gläsern.
Er sei mit einer Österreicherin verheiratet, mindestens drei Monate in den Alpen jedes Jahr,
und er würde uns gerne einladen ….,

in seinen Keller,
denn heute Abend hätte er Freunde zu einer Verkostung eingeladen. Es kämen auch einige Deutsche dazu.

101021-jinan-weinkeller-vereinte-winzer Na dann kommen wir eben auch.
Nur etwas später, denn vorher wollte ich mit meinen chinesischen Freunden in die BBQ-Street zum Essen.

Aber wir kommen rechtzeitig, weil 21h. Der harte Kern ist nur noch übrig. Die Chinesen pflegen einen anderen Tagesrythmus,
und die meisten sind schon verschwunden.

Klar gibts Wein, die Flasche ab 60 Euro, ein paar sollen wohl auch 130 Euro kosten, aber heute sind wir die Gäste, und sitzen an der Quelle.

101021-jinan-weink-zwei-huebsche Die beiden mussten dann auch schon bald gehen,
aber nicht ohne einen Blick in den Gelben werfen zu wollen.

Als die heftig Toupierte ihn von innen sieht, will sie gleich drinne bleiben. Zeit habe sie, und Mr.Dong versicherte auch sofort sie sei Single.

Mhh, naja, an sich…,
aber diese Frisur, die ist wirklich nicht outdoormässig,
das wird nicht gehen,
na dann….

101021-jinan-weinrunde Angelkika lehrt seit 4 Jahren an der Uni englisch,
Jo und Hubby erweitern für Festo gerade die Produktion um 800 Arbeitsplätze.
Andi ist letztens mit seinem Fahrrad 15 Monate von D nach China gereist, und hat sich inzwischen hier in Jinan ne Wohnung gekauft.

Mr.Dong, der österreichische Weinkenner hat versprochen heute bis 1h auszuhalten.
Und er ist ganz stolz mir “daher”-gereistem einen Abend deutscher Unterhaltung bieten zu können, die Kastelruter Spatzen (von CD) inbegriffen

26.Okt.–Schön grün in Jinan

Mein Park- und Schlafplatz in Jinan liegt in einem ruhigen und sehr grünen Park, direkt unterhalb des Mausoleums.
Aber irgendwie hab ich doch wohl die Geister gerufen, denn so ruhig ist es nicht.
Schon morgens ab sechs Uhr (!) treiben sich die singenden und musizierenden chinesischen Geister durch die Grünanlage.
Es liegt bestimmt an den dünnen Wänden und den kleinen Wohnungen, dass sie den Weg ins Freie suchen.
101022-inan-musiker_1
Manche suchen ein Publikum und haben sich wohl auch schon ein festes erobert.
Andere plärren einfach nur so vor sich rum.
Komisch, dass sie dabei oftmals nicht mal fünf Meter Abstand zur nächsten Darbietung haben.
Aber kein Problem,
Chinesen haben ja ganz wie wir Europäer auch zwei Ohren.
101022-jinan-musiker-duo1
Eine Flucht um die Ecke bringt auch keine Linderung im Grünen.
Hier steht seit Jahr und Tag der KiddiScooter.
Jedes Gerät für sich singt eine feine Melodie, nur der Tonumfang scheint irgendwie limitiert zu sein.
Macht nichts, dafür passen die Töne spätestens alle 10 Minuten mal für nen Moment zusammen.
101022-jinan-kiddiscooter
Auf der Strasse ist es auch nicht besser. Allerdings ist das TonChaos hier ganz natürlicher Art.

Hunderte von Singvögel rufen nach ihrem Erretter, der sie bitte, gegen kleines Geld in eine Wohnung trägt,
wo sie ihre endlich verdiente Ruhe haben.

Aber solange……

101022-jinan-vogelkaefige
Dabei dachte ich immer,
China sähe so aus:

ThaiChi Bewegungen in völliger Harmonie und sehr tiefer Ruhe inmitten von gesundem Grün.

Aber denkste, hier rennt jeder Gärtner meist mit ner Giftspritze rum.
So gibt es wenigstens Ruhe unter den “underdogs”.

101022-jinan-thaichi

28.Okt.–Jinan: Freunde&Co.

101020_1-jinan-buddhaberg-mherz Was macht man am besten mit alten und neuen Freunden:
man geht mit ihnen Essen.
Und so hab ich kürzester Zeit die grösstmögliche Bandbreite in Jinan erfahren.
Mit ‘Ma’ erkletterte ich zuerst den Tausend-Buddha-Berg. Der erste Budda der mir liegend begegnet.

Ganz oben auf dem Berg dann der Platz für die Verliebten.
Und ich soll auch gleich mal ein Foto machen,
von diesen turtelnden Chinesen.

101021_2-jinan-nachbartisch-in-bbq Mit ‘Ma’ gehts weiter in die BBQ-Street. Ich hatte mir gewünscht, nicht die Luxusherbergen, sondern die Basics kennen zulernen.
Hier finde ich auch ein ganz vorzügliches Brot, kräftig gewürzt mit Sichuan Pfeffer.
Bei Gegrilltem gehts mit ‘Ma’ gleich an die kritischen Themen: EinKindPolitik, Tibet, die drohende Überalterung Chinas, und Chinas Willen + Anspruch in der Welt wahrgenommen zu werden.
Kontrovers, offen und spannend….
Inklusive der Grüsse vom Nachbartisch. China live.
101023-gelber-lipingyaping Mal was ganz anderes: “Dinner im Gelben”.
Yaping bringt selbstgekochtes und von Muttern mit, und im Gelben wird daraus eine gemütliche Runde mit Mahlzeit.
Nachdem ich schon seit vier Monaten experimentell neue Küche entdecke, stelle ich heute meine Gäste vor einige Rätsel. Zum Salmiak-Lakritz  reiche ich Amarettogebäck
(Danke an Schwester Inge).
101023-gedeckter-tisch Das von Yapings Mutter gemachte Brot dippe ich in Mango-Curry.

Nicht alle meine aufgetischten Dinge stossen auf breite Zustimmung. Europa ist eben tatsächlich weit weg.
Auch kulinarisch.

101029-jinan-abschluss-m-zhao Nun bin ich aus wichtigem Grund sogar länger in Jinan geblieben als geplant.
Das letzte Essen findet dann auch in schöner grosser Runde statt.
Sogar Frau Zhao ist aus hilfsbereitem Anlass in die Stadt gekommen.
Yaping tischt in ihrem Lieblingsrestaurant nochmal gründlich auf….
101029-jinan-abschluss-esstafel1 Eins weiss ich jetzt schon ganz klar:

egal obs die Mongolei,
Russland oder Deutschland sein wird,
das wirklich köstliche Essen Chinas, das werde ich sehr und schnell vermissen…

30.Okt.–Beijing: für den Dalai Lama

Die Zeiten waren mal andere, und in mancher Hinsicht auch bessere.
Da bin ich konsequent.
Denn bevor ich in die Verbotene Stadt hinein gehe,
wende ich mich zunächst dem Beihai-Park zu.
101030_1-beshai-park-m-stupa
Der Park ist beschaulicher, kleiner und privater,
als die monumentalen und gigantischen Top 10 der chinesischen Hauptstadtknüller.
Da tanzen Chinesen ganz locker zu arabischen Rythmen,
und haben sich auch noch so verkleidet.
Das nennt man dann wirklich Multi-Kulti.
101030_2-beijing-beshai_arabisch
Die ersten Bebauungen auf der Jadeinsel sind älter als der ganze Kaiserpalast hinter den Mauern der Verbotenen Stadt. Die weisse Flaschenpyramide wurde im Jahre 1651 eigens für den damaligen Besuch des Dalai Lama gebaut. So sollte er damals willkommen geheissen werden. 101030_2-beshai-park-m-stupa_b
Mit ihren 36 Metern Höhe,
und dann noch auf einem kleinen Berg gebaut, überragt sie auch heute noch jeden Bau hinter den hohen Mauern nebenan.
Na also, geht doch…
101030_4-beijing-beshai_drei-maedels