Claudia + Andreas (11.Aug.09)

1-090808-andreasclaudia Strassennummer M 41,
der Pamir HighWay.
Ganz im Norden, da wo der Blick weiter geht,
als nur bis zum nächsten Baum.

Zwei Motorräder am Horizont nähern sich mir gemächlich.
Anhalten, erzählen.

2-090808-15_20h-motorrad-treff Andreas und Claudia kommen aus der Mongolei,
sind auf der Rückreise.
Schon vor drei Jahren hatten sie einen Versuch gestartet,
waren aber nur bis Kirgistan gekommen.
Jetzt waren sie im Land der Pferde, und sind beeindruckt.

Die nächsten Motorräder nähern sich von Süden, diesmal drei Stück.
Auch sie halten an, kommen aus Polen und der Slovakei.
Haben ein Permit für Afghanistan.
Jetzt siehts hier schon aus wie ein Motorradtreff mit Servicewagen.

4-090808-andreasclaudia-ii Die drei aus Osteuropa haben sich gegen ein Zelt und für mehr Spritreserven entschieden. Sie sehen auch ziemlich verwegen aus, mit ihren Protektorenkombis.
Benzingespräche.
3-090808-pole-liegt-hinter-motorrad Später erfahre ich auf dem Highway, dass einer nach Sturz mit Schlüsselbeinbruch aufgeben musste.
5-090808-murghab-im-restaurant Andreas + Claudia sind in ähnlicher Richtung wie ich selbst unterwegs.
So sehen wir uns in den nächsten Tagen regelmässig.
Eine Verabredung zum Abendessen brauchen wir nicht,
wir treffen uns sowieso,
Ausländer fallen auf,
hier in Murghab,

der einzig nennenswerten Stadt im NordPamir

6-090811-am-karakul-m-zelt_

Zwei Tage später sehen sie mich schon von weitem auf der Piste über die Berge kommen.
Und Claudia kann den Kaffee förmlich schon riechen.

Dank zahlloser Mücken verlegen wir das Frühstück in den Gelben.

7-090810-zwei-mopeds-vor-landschaft_

Der Pass zum Karakul.
Rund 4.600 Meter über N.N.

Und dieses Bild zeigt etwas das Gefühl,
das wir hier alle irgendwie haben,

die, die wir auf die Veranda von Mutter Erde hochgeklettert sind,
und von hier oben noch ein bisschen besser sehen können,
wie grossartig sie ist.

Am KaraKul

1-090810-piste-zum-dorf1 In Murghab lerne ich Michael und Eweline kennen. Mit Rucksack und ”local transports’ sind sie auf Hochzeitsreise. Allerdings ohne nach Polen zurück zu wollen.

Die Papiere zur Arbeitserlaubnis für Australien brauchen noch ein halbes Jahr.
Bis dahin wollen sie sich in China Arbeit als Englischlehrer suchen.

Die Berge westlich des Karakul Sees haben es ihnen angetan. Dort wollen sie vier bis fünf Tage auf Trecking Tour gehen.
Die Piste zu ihrem Startpunkt sieht schon auf der Karte abenteuerlich aus, also bringe ich sie hin.

2-090811-karakul-schlamm-m-gelb Der Gelbe geht an seine Grenzen. Der Boden ist weich und tief.

Eigentlich etwas leichtsinnig das ohne ein zweites Fahrzeug zu versuchen, und prompt stecken wir im Schlamm fest.

Ich seh uns buddeln, ohne Bleche und nur mit einem Klappspaten (Danke Su.)
Nochmal ein beherzter Versuch rückwärts in der eigenen Spur. Allrad, Untersetzung, Sperrdifferentiale, volle Motorleistung.
Es klappt.
Wir sind wieder frei.

3-090811-karakul-leeres-dorf1 Jetzt bin ich gewarnt.
Ab jetzt nur noch fetzig los.
Der Boden bleibt weich,
kleine Wasserdurchfahrten bringen Erholung.

30 Km Offroad, davon 5 wirklich heftig. Nach gut 2h ist es geschafft.
Wir sind im Dorf.
Aber die frenetische Begrüssung fällt aus.
Keiner zuhause,
das Dorf verlassen.

4-090811-karakul-herberge Es ist schon dunkel geworden.
Statt Zelt bauen die beiden ihr Lager unerschrocken in einem leerstehenden Haus auf.

Wir kochen zusammen. Gute Nacht.

Und wieder bin ich froh mein eigenes kleines Zuhause dabei zu haben.
Mit Matraze, Kopfkissen und Günthers Bettdecke.
Im See schimmert der Vollmond.

5-090811-karakul-michaeleveline Wanderer stehen früh auf, aber ich will auch los.
6.30h, Kaffee, Tee, Rucksäcke packen. Unsere Wege trennen sich,
und ich mach jetzt die Schlammpackung alleine.

Aber pfiffig wie ich bin,
hab ichs jetzt erheblich leichter.
Das Thermometer war in der Nacht in die
Miesen gefallen.
Bodenfrost.
Immerhin sind wir hier schon über 4.000 Meter hoch.

6-090811-der-kara-kul Der Boden ist längst nicht so weich wie gestern nachmittag, das Thermometer zeigt immer noch 0Grad.

Zudem wähle ich die nördlichere Piste, die geht weniger durch die feuchte Niederung,
sondern an der Bergkante entlang direkt um den See herum.

7-090811-gelbe-am-zelt-karakul Und am Ufer des Karakul sehen mich von weitem schon Andreas und Claudia über die Berge kommen.

Das wird dann unsere Frühstücksrunde, und unser drittes Wiedersehen,
auf dem PamirHighway.
(to be continued…)

Ausreise Tadschikistan

Ausreise Tadschikstan

Ich möchte zum Peak Lenin,
und den sieht man nun am besten von der kirgisischen Seite.
Also rauf auf den Pass, nördlich des KarakulSees
Und mitten im Nichts der tadschikische Grenzübergang.

Er gleicht mehr einem Straflager.
Die Container sind allerdings neu,
und es wird auch gebaut,
mal in zwei Jahren nochmal vorbeischauen.

090812-ausreise-tadschikistan

Überraschung No1.
Mein Grenzer hat gut englisch,
Nach ganz kurzer Einleitung will er Geld sehen,
die “Ausreisegebühr”,
500 Sumoni, also rund 80 Euro.
Überraschung No2.

Da hab ich allerdings eine vollkommen andere Vorstellung.
Bei der Einreise hab ich für 15 Tage Auto fahren in Tadschikistan bezahlt (100 US Dollar = 74 Euro).
Und vor Ablauf dieser 15 Tage hab ich in Kourough nochmal 340 Sumoni (55 Euro) entrichtet. Damit ist für mich jedes Zahlen erledigt.

Der Zöllner ist bemüht, sein englisch hilft sehr,
aber er beharrt auf der Abgabe.

Mein Glück:
in Kourough hatte ich mir den Namen und die Tel.Nr des Beamten aufgeschrieben. Und mein Grenzer kennt ihn persönlich: Mr.Jovid.
Die aktuelle Forderung wird sofort auf 340 Sumoni gesenkt.
Ich erhöhe meinen Einsatz allerdings nicht, er bleibt bei Null!

Zähneknirschen beim Grenzer, er habe seine Vorschriften.
In Tadschikistan müsse man bei der Einreise UND bei der Ausreise bezahlen. Von einer 15.Tage-Regelung weiss er überhaupt nichts.
Ob ich ein Sat-Telefon dabei habe. Hab ich nicht.
Jedes andere Telefon, Kabel oder Handy funktioniert in dieser Einöde nicht. Eine komplette Grenzstation ohne Telefonanschluss,
Asien ist anders.

Ich weise jede Forderung von mir. Wenn jeder Zollposten eine andere Vorstellung von den Regeln hat, ist das nicht mein Problem, sondern ein Zollinternes.
Wenn seine Forderung rechtens sei, dann würde mich Tadschikistan 190 Euro Fahrgebühren kosten.
Das erschrickt auch meinen Grenzer.
Dafür muss er sicherlich einiges mehr als einen Monat arbeiten.

Er lenkt ein. Ich muss nochmal auf der Rückseite meiner Quittung aus Kourough versichern, dass ich dort bereits bezahlt habe und dann kann ich fahren. Ohne Zahlung.

Einreise Kirgistan

25 Kilometer durch Niemandsland.
Zwischen der tadschikischen und der kirgisischen Grenzabfertigung.
Andere Staaten in Europa gründen in solchen Arealen komplett neue Staaten mit eigenen Briefmarken.

090812-niemandsland-z-tadkirg

Die Zollstation der Kirgisen ist eine Wohltat.
Moderne Anlagen, gepflegtes Grün, tadellos in Schuss,
superfreundliche Beamte, die geradezu familiär miteinander umgehen.
Das steckt auch mich sofort mit guter Laune an.
Es geht eben auch anders!

Der Gelbe ist wie immer ein spannendes Besichtigungsobjekt.
Nach dem Zoll kommt das Militär, aber anstatt im Koffer Schubladen zu öffnen, nimmt er sein Handy und dreht nen kleinen Film über Gasherd, Sitzgruppe, Bett und Badezimmer.
Zum Schluss muss ich noch mit auf die Bank und es gibt ein Erinnerungsfoto.
Draussen schauen wir uns die Ergebnisse an,
und allseits zufrieden werde ich ins Land gelassen.
Na das war doch mal entspannt und easy.

Aber Achtung, das war die Einreise,
die Ausreise vier Tage später war gänzlich extrem und vollkommen anders.

Tanke auf kirgisisch

1-090812-tanke-kirg-himself Andere Länder andere Sitten.
Und es geht noch einfacher als schon gehabt,
In Kirgisien, auf dem Lande.
Genauer in Sary Mogol.

Also der Trichter,
der ist eindeutig professioneller,
und halten darf ich ihn.
Fachpersonal ist eben auch hier knapp.
Mein Gesichtsausdruck dokumentiert,
dass Trichter
und gleichzeitg am ausgestreckten Arm die Kamera halten,
mich doch ganz schön fordert.

2-090812-tanke-kirg-putzeimer Dafür fehlen hier sämtliche Kanister.

Getankt wird aus einem grossen Fass mithilfe eines Putzeimers. Abfüllerin ist dort die Frau des Hauses.

74 Liter gehen genau auf 50 US Dollar, denn einheimische Währung hab ich noch nicht tauschen können.
Macht 7,4 Putzeimer,
und wir alle zählen genauestens mit.

3-090812-tanke-kirg-familie Zum Schluss sind alle zufrieden,
es war für beide ein gutes Geschäft.
Ich zahle rund 45ct den Liter.
10 US Dollar tausche ich sogar noch in kirgisische Sum,
für mehr reichte das Bargeld der Familie nicht.

Zum Schluss soll ich noch ein Photo der Tankerfamilie machen.

4-090812-tanke-kirg-nachwuchs Und als die jüngste Tochter mit Nachwuchs kommt,
muss die auch noch aufs Foto.
Familienstolz,
und ganz zurecht…..

Am Fusse des Peak Lenin

In der ein oder anderen Email hab ich schon davon berichtet:
Ich will zum Peak Lenin,
nicht der höchste, aber einer der schön gelegenen 7.134er des Pamir.
Und für den Gelben leicht zu erreichen, denn das Basecamp liegt am Ende einer 25 Km Sackgasse,
auf 3.900m,
in Kirgistan.

Also raus aus Tadschikistan.
Die Grenze grenzt auf einem unwirklichen Pass,
auf kaum wahrnehmbarem Pfad.

1-090812-schl-weg-m-gelb
Schon die Abfahrt nach Sary Tash zeigt im Rückspiegel das was ich suche: Bergpanorama. 2-090812-ruckblick-sary-tash
Die Versuche in Sary Tash Geld zu tauschen, oder Diesel zu bunkern schlagen fehl.
Selbst grössere LKWs fahren hier mit Benzin, oder elend vielen Gasflaschen. Dafür hören sie sich dann auch an wie amerikanische Strassenkreuzer.

Kurs weiter westwärts.

Von Sary Mogol soll es einen südlichen Abzweig zum BaseCamp geben.
Die Strasse ist keine,
die Piste beschert die längste Staubfahne aller Zeiten.
Ich fahre auf die Berge zu,
und es wird dunkel.

3-090812-staubfahne
Das Ende entpuppt sich als das falsche.

Ich lande auf einem Bauernhof,
und werde freundlich empfangen.
Klar, kann ich hier bleiben, und ne Eselstour auf den nächsten 6.000er kann ich auch gleich haben.

Aber ich verleg mich erstmal aufs Abdichten meiner Kofferdurchbrüche.
Selbst kleinste Löcher bescheren mir neuerdings tägliche Putzarbeiten.
aber dafür ist die Aussicht doch schonmal grandios.

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Das Basecamp ist zwar nur 4 Km weiter westlich,
aber der Bauer meint ich bräuchte 50Km dorthin.

Ich kanns nicht richtig glauben,
versuche ein paar “Abkürzungen”
und brauche letztlich 70 Km und einen ganzen Tag.

Es gilt zwei tiefe Gletscherflusschluchten zu umfahren.

5-090813-steinmeer-z-basecamp-ii
Dafür finde ich ein kleines Paradies,
…und nicht das Basecamp.

Es wird wohl etwas weiter hinten bei den Jurten sein,
aber ich nehm lieber ein Hochplateau weiter vorne,
und hab es für mich ganz allein.

Auch Lenin, der alte Querdenker,
ist erfreut mich zu sehen,
und spendiert zwei Tage wolkenfreien Blick.
Ich brauch nicht mal früh aufzustehen.

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In der Nacht bekomm ich Angst um Mutter Erde.
Die Sternschnuppen veranstalten Dauerfeuerwerk.
Mir gehen meine Wünsche aus…
und schlafe schmunzelnd ein.
7-090814-nacht-peak-lenin

Peak Lenin II

Am nächsten Tag lerne ich ein paar Bewohner der Jurten kennen. Zwei Knirpse trauen sich, sie kommen näher.
Jeder bekommt Maoam aus der grossen Kiste, aber sie machen sie nicht auf. Sie werden sie auch nicht essen, sie sind zu wertvoll.
Sie werden sie bei Freunden gegen etwas anderes eintauschen, und fragen auch gleich nach mehr.
Da halte ich die Hand auf, wünsche eher die Kaubonbons wieder zurück. Sie lachen und sind froh, eine Runde ergattert zu haben.
1-090813-lenin_ii-2-knirpse
Drei auf Eseln kommen vorbei. Schauen neugierig in den Koffer. Wir kennen uns schon von gestern.
Auf dem Rückweg, Stunden später, sind ihre Säcke gefüllt mit getrocknetem Dung. Für Herd und Ofen.
Sie leben hier im Sommer ohne Strom inmitten der Natur und von der Natur. Dabei sind sie locker und selbstbewusst.
Das steckt an.
2-090813-lenin_ii-m-brille
3-090813-lenin_ii-huebsche
4-090813-lenin_ii-esel
Ich spaziere über die nächsten Hügel, gewinne Perspektiven.
Auch der Wendepunkt meiner Reise,
denn ab hier gehts nach Westen, gehts zurück.
5-090813-lenin_ii-mit-schlucht
6-090813-lenin_ii-wegstrecke

Ausreise Kirgistan

Ausreise in West Kirgistan nach Tadschikistan.
Lt. LP ist dieer Grenzposten nur von einheimischen Bauern links und rechts der Grenze nutzbar, für alle anderen gilt: “Closed”

Sie wollen mich also auch nicht reinlassen.
Mein Grenzoberer (im folgenden nur noch “mein Mann”) hat mehrfach mit seinem Kommandeur telefoniert.
Dann hat mein Mann sein Handy auch mir gegeben und ich hab selbst mit dem Chef vom Chef ganz gut englisch gesprochen. Sie bestehen allesamt darauf: dies ist keine internationale Grenze und ich muss zurückfahren.

Da stehen also 20 Min. Fahrzeit auf direktem Wege zur tadschikischen Grenze gegenüber mehr als einer ganzen Woche Fahrtzeit über Murghab und Co. bis Dushanbe.
Und die Wege, die kenne ich bereits. Nein Danke, die sind nur grausam und Materialverachtend.
Das mit der geschlossenen Grenze…, das wusste ich doch schon.
Ich habs halt versuchen wollen.
Also wenn ich ein richtiger Globetrotter werden will, dann darf mich sowas nicht von meinen Plänen abhalten. Dann gilt es solche Aufgaben zu meistern…..

Es wird dämmrig.
Mein Mann räumt mir ne 20% Chance für den nächsten Tag ein.
Morgen kommt sein Kommander “Nr.Höher” aus Bishkek. Also der Chef vom Chef vom Cheffe. Vielleicht…..

Und ich hab auch keine Lust im Dunkeln weiter zu fahren, weder vorwärts noch rückwärts.

Von einem anderen Mr.Wichtig werde ich sehr ausführlich zu den Terroristen auf der Nordroute Kala-Khum befragt. Weshalb ich die Südseite gefahren sei, woher ich gewusst habe, dass die Nordroute gesperrt sei. Ich hab ihm dann Fotos angeboten, um zu zeigen wie ich gefahren bin. Die Brücke mit den Stahlplatten erkennt er wohl wieder, so ist meine südliche Route bestätigt. Ein gutes Alibi, kein Kerker.

Was auch allesamt sehr stutzig macht, dass ich von der Grenze bei Sary Tash, Einreise Kirgistan bis zu dieser Grenze drei Tage gebraucht habe (sichtbar am Einreisestempel Kirgistans). Das sei ganz besonders komisch. Zumal ich ja einen auf Geschäftsreisend mache, als „Driver“ vom Gelben…. Und drei Tage für dieses Stückerl ????

Ok, und wenn das morgen sogar funktioniert mit der Ausreise, (meine Ausweise lasse ich erstmal bei meinem Mann), was sagen dann die Tadschiken ?
Ich hab null Bock wieder zurück nach Murghab zu fahren, dann eher Osh, aber das sind extrem schlimme Strassen, die Fahrerei war kein Zuckerschlecken.

Dann bin ich auf dem Weg nach hier auch noch falsch abgebogen, mind 30 km Umweg, und dann hab ich zufällig angehalten weil meine Spur vom MAN nach einem Schlag der Sonderklasse daneben liegt.
Ich muss das Lenkrad jetzt nach rechts halten damit er geradeaus läuft, das gefällt mir gar nicht.
Kann sein dass ich auf die Spurstange aufgeschlagen bin und die hat dann ‘nen Bogen drinne, also laufen beide Vorderräder nicht mehr parallel.
Hier auf dem Schotter ist das nicht gar so schlimm, aber auf Teer dürfte dann der Reifen extrem schnell einseitig ablaufen. Zudem ist das Geradeaus Handling eindeutig schlechter. Muss ich irgendwie irgendwo reparieren, einstellen lassen.
Und gerad als ich aussteige, da stand ein Motorrad mit Beiwagen neben mir, der hatte keine Luft mehr. Da konnte ich helfen, aber oh Schreck, mein Staufach hinten, Fahrerseite ist voll Diesel. Da ist der Reservekanister wohl ausgelaufen, obwohl ich ihn dicht und gründlich verschlossen hatte, als ich die drei Liter dem Tadschiken gespendet hatte, vor Tagen.

Was ein Glück das ich mein „Brötkörbchen” dabei habe, einzeln verpacktes Vollkornbrot. Seelenbalsam in Notzeiten. Da lege ich eine der letzten Scheiben Käse aus D gerad’ drauf. Geht besser…..

Von meinen paar Problemen hab ich nur eins gelöst. Ich hab neuen Diesel getankt, fast 100 Liter zu nem guten Preis und bezahlt in Dollar. Das geht immer problemlos.
Den Müll hab ich noch immer, und zwar das ganze Staufach voll. Hab ihn zuletzt in Dushanbe geleert, das ist hier schwieriger als die WC Kassette zu entleeren. Und kein frisches Wasser hab ich nachgebunkern können. Und Sprudel konnte ich auch nicht einkaufen. Aber das liegt auch daran, weil ich nicht weiss welche Währung ich tauschen soll. Komme ich nach Tadschikistan rein, dann hab ich sogar noch ein paar Sumonis.

Ganz zum Schluss des ersten Tages an der No-go-Grenze fragt mein Mann dann auch nach „Money“. Ich frage zurück „how much“, aber da zieht er die Frage schon wieder zurück. Wahrscheinlich weil längst viel zu viele Bescheid wissen was ich will und nicht bekomme.

Morgen zwischen acht und neun weiss ich mehr.
Immerhin hab ich langlaufende Visas, das ist nicht typisch für einen Touristen, sondern eben mehr für den hier arbeitenden.
“Gute Nacht” und gut beschützt.

Ich wache noch genau vor dem Wecker auf (7.40h). Ein Kaffee und dann will ich wieder hin. Da kommt gerade ein Jeep vorbei, hält am Office und der Aussteiger wird umfangreich begrüsst. Das ist er also, der Herr aus Bishkek. Meine 20% Chance.

Ein Kamaz ist auch eingetroffen, parkt vor mir. Ich geselle mich zum anschwellenden Haufen dazu.

Leider hebe ich die Hand zum Grusse und rufe „guten Tag“ in die Runde, statt jedem die Hand zu geben, wie nem alten Freund. Ist hier so üblich und für mich etwas befremdlich, wo wir uns doch in Deutschland gerade das “Hände geben” abgewöhnen. Muss nächstes mal professioneller vorgehen.

Aber Monsieur Bishkek besteht sofort und sehr einsilbig auf „kein Internationaler Zoll” und ich müsse umdrehen. Seine Sprechweise und Gestik ist kurz angebunden, abweisend, undiskutierbar. Da war mein Mann von gestern aber netter drauf.
Mein Reisepass wird nochmal geprüft, aber kein Änderung.
Der Kamaz Mann wird rangewunken. Auch viel Umstand bei ihm. Papier Kontrolle. Und ich kann zusehen, wie grosse Kartons aus dem Kamaz herausgeholt wurden und in den Jeep des Mr.Bishkek umgeladen werden
Langes Warten für mich.

Dann soll ich noch mal mit dem Bishkeker ins Büro. Und hier versuchte er mir nur noch mal zu erklären, das dies kein intern Zoll sei, und ich umdrehen müsse.
Dann spricht er kurz von „Money“, verwirft seine Frage aber wieder, genau wie mein Mann gestern.
Vierter oder fünfter Termin im Büro, nach längerer Wartezeit.
Ich solle die Türe hinter mir schliessen. Wieder: “kein intern Zoll” !

Dann mein Part: aber ich arbeite in Dushanbe, hab ein Drei-Monats-Visum, auch für Kirgistan, reise dauernd hin und her, hab dazu auch very multiple entry Visum. Die Kurve zurück über Murghab und Kourough nach Dushanbe sei unzumutbar. Das gehe von meiner Arbeitszeit ab.

Aber er bleibt hart, oder soll ich es stur nennen. Wir gehen wieder nach draussen, er beschäftigt sich noch mal mit dem Kamaz Mann.
Ich bleib einfach stehen, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich versuche es nicht auszusitzen, sondern auszustehen.

Der Bishkeker ruft mich wieder, wir gehen zusammen wieder ins Büro/Container, runtergekommen, aber gepflegt.
Er fängt wieder von vorne an, ich auch. Dann redet er von Money, macht aber sogleich wieder den Rückzieher. Ich ziehe ‘nen 20er aus der Tasche und leg ihn neben meinen Reisepass. Er lässt ihn liegen. Und er redet wieder von “nix intern Zoll,” es gehe nicht, ich könne nicht durch.

Ich frage ihn, ob das sein letztes Wort sei, meine letzte Chance, er nickt. Ich packe den 20er wieder ein, nehme meinen Reisepass und die Internationale Zulassung und gehe aus dem Büro. Ich will nicht mehr, hab lang genug gehofft, dann gibt’s eben ‘nen anderen Weg weiter, Egal wie schlecht die Strassen sind.

Ich bin raus, und noch keine 30 Schritte weit, da werde ich wieder gerufen. Muss wieder zurück, wieder ins Büro.
Der Bishkeker empfängt mich wieder. Diesmal sind seine Worte erstaunlich knapp: er sagt kurz und knapp „100 Buks“.
Mein Aufschrei, viel zu viel, soviel hab ich nicht. Ich greife in meine Tasche, hatte vorher kleine Scheine dort gesammelt: ergibt 37 US Dollar. Er schaut den Haufen an, nimmt einen 1-Dollar-Schein und gibt ihn  mir zurück. Das soll dann wohl meine eiserne Reserve sein, wohl um im Notfall zu Hause anrufen zu können, oder so.
Er greift die allseits beliebte Kladde, trägt meine Daten ein, nimmt den Reisepass, stempelt ihn ab (er weiss wo alle Utensilien in diesem Container zu finden sind, muss wohl öfter hier seinen Nebenerwerb ausführen), aber der Stempel misslingt, hat kaum Farbe, also noch mal, knapp daneben, jetzt ist garnix mehr lesbar, anyway. Ich hab IHN.

Dann muss ich zum Custom, der Typ war mir schon mit seiner kompletten Morgentoilette aufgefallen. Ganz ungeniert und locker hatte er sich im Haupteingang des Containers zunächst die Schuhe mit Schuhwichse feine gemacht. Aber zum Zähneputzen (Colgate) ist er dann doch 20 Schritte ins Grün gelaufen. Weiter vorne spuken ja auch alle ins Grün, ich dachte das machen nur die Chinesen.

Der Kamaz-Fall kommt wieder dazwischen. Er ist mit seinem LKW vorgefahren, und ich kann aus dem Fensters sehen wie draussen Beutegut verteilt wird. Da darf der „Custom“ nicht fehlen, sonst läuft er Gefahr bei der Zuteilung übergangen zu werden.
Der Custom kommt wieder zurück, füllt alles aus, fragt nach „Money“, zieht seine Frage aber auch sofort wieder zurück. Das muss dann wohl ne Direktive gewesen sein, und der „Money“-Reflex eben noch aus alten Zeiten kommen. Fast, jedenfalls.

Ich solle mit dem Gelben vorfahren. Gerne, immerhin ‘nen Schritt weiter. Koffertüre öffnen, und drei, vier kommen zur Beschau. Und sind überrascht und auch erfreut. Zwei, drei Schubladen aufmachen, keine Stauräume, ok.
Dann ruft mich mein Mann von gestern wieder zu sich. Okay, und wir landen wieder im ContainerBüro. Er schaut meinen Reisepass an, aber der Stempel ist drinne.
Jetzt holt mein Mann etwas weit aus.
Er wäre doch gestern sehr bemüht gewesen, hätte das „Mobile“ eingesetzt, hätte sich gekümmert, und, und, und. Und wie viel den der Bishkeker bekommen hätte, 100 Bucks ? . Das fühlt sich für mich so an als ob er immer 100 Bucks verlangt, der Bishkeker.
Ich aber beschwichtige meinen Mann, viel weniger. Mein Mann läst nicht locker, 80, 70 ? ich sage ‚less’, mein Mann fragt weiter: 50 ?, ich sage noch weniger. Und hab tatsächlich Erbarmen mit ihm. Ja so etwas hab ich auch schon mal. Also ziehe ich ‘nen 10er aus der Tasche und gebe ihn im.
Er schaut den Schein prüfend an, beinahe hätte er ihn als Fälschung entlarvt, so genau studiert er ihn.
Aber dann sind alle zufrieden. Und ich kann nicht nur gehen, sondern auch fahren, uiuiuih.

Dabei komm das dickste doch noch wohl, die Tadschiken. Und was wenn die mich zurück weisen, bekomme ich dann von den Kirgisen das Geld wieder ????

090816-geschafft-kirgisische-grenze

Geschafft, ein kleins Wunder.

Ich bin aus Kirgisien raus,
und im Niemandsland gelandet…
zwischen Kirgisien und Tadschikistan,
20 Km beste beste Schotterpiste wo gibt,
aber muss ich die gleiche Strecke wieder zurück ????

Einreise Tadschikistan (16.Aug.09)

20 Km Niemandsland. Gut für meine Spannungskurve,
die hat viel Gelegenheit zu steigen.

090816-niemandsl-v-tadschikistan

Der Kamaz ist wieder vor, und schon in der Diskussion. Wir beiden finden trotzdem noch Zeit, und er fragt mich sofort wie viel ich bei den Kirgisen hätte zahlen müssen.
Und er rümpft die Nase wie teuer und umständlich dieser Grenzposten sei. Dabei ist er Tadschike und diese Grenze für ihn ganz normal nutzbar.

Ich geh nach vorne, zeige meinen Reisepass. Er wird in Empfang genommen, und ich solle wieder gehen bis ich dran wäre, also der Kamaz weg wäre.
Die Hecktüre beim Kamaz geht gerade zu da werde ich schon herangewunken. Minuten später…..

Aha, deutscher Tourist. Wohin ? Nach Dushanbe? Der Koffer ?
Ist mein Haus, alles drinn. Er will reinschauen, und ist erstaunt, und noch mal erstaunt. Ich zucke mit den Schulter und sage : „Germania“.
Dazu einen Gesichtsausdruck etwa so wie: ist in Deutschland normal, sind eben gründlich, die Typen. Und es wird auch so verstanden….,
Er geht mit meinen Papieren (wie immer Reisepass und internationale Zulassung) ins Büro, gibt diese einem jungen Schreiberling weiter und sagt etwa soviel wie „Registrierung“.

Der junge Tadschike tut wie ihm aufgetragen, ich bekomme ne neue Zolldeklaration den Stempel aller Stempel, und in fünf Minuten bin ich wieder draussen.
Das war alles, wirklich alles, und wahrhaftig alles.
Kein Eintrittsgeld, kein Bakschich, kein Tönchen vom „kein internationaler Zoll“, rein garnix.
Ich verabschiede mich vom jungen Grenzer, ruf noch ein danke in die Stube nebenan, wo die beiden Oberen bereits wieder auf den Pritschen liegen und fernsehen.

Und jetzt ?
Jetzt bin ich wieder in Tadschikistan. Hmmm, wie fein,
und wie billig !!!!

Strassen für die Welt.

1-090816-baustelle-umfahren Ich muss hier mal dringend ne Lanze brechen.

Für alle Wanderarbeiter, die in Asien unterwegs sind,
oder auch in Afrika (Gruss an Jutta),

sie sind längst zum Alltag geworden:
Die chinesischen Strassenbauer!

Und auch zum Feindbild.
China baut Strassen für die Welt.

2-090816-baustelle-staub Chinesen bauen keine Strasse,
sie wühlen eine.
So eine Baustelle ist dann nicht mal 10, 30 Km lang,
die sind gerne auch mal 100 Kilometer lang und umfassen 20 Brückenbauwerke.
So auch in Tadschikistan.

100 Kilometer mit einer Spitze von max 15 Km/h bedeutet:
man lernt in mehr als 7h so wirklich jeden Arbeiter
und jede Planierraupe persönlich kennen.

3-090816-baustelle-parken Bei den topografischen Bedingungen bedeutet Strassenbau auch sehr oft Vollsperrung.

Da es aber keine Ausweichmöglichkeiten über die 7.000er gibt,
trifft man sich im Parkstau,
und übt sich schonmal in buddhistischer Gelassenheit.

4-090816-sperrungszeiten Immerhin werden die Zeiten genau angegeben,
und Chinesen sind zuverlässig.

Im Norden Tadschikistan soll ich ohne erkennbaren Grund in so einer weitläufigen Baustelle anhalten.
Na da tun sich die Europäer besonders schwer in Geduld.
Ich frage nach, aber der Chinese, am Strassenrand sitzend,
beharrt auf meinem Stillstand.
Komisch. Keine Raupe, keine Walze in Aktion,
und ich soll still halten?

5-090816-baustelle-arbeiter Sekunden später detoniert mit lautem Knall und Gepolter eine Bombe.
Das war ne Sprengung,  Gesteinsbrocken fliegen uns um die Ohren.
Der Chinese lacht und will zurück in sein Camp mitgenommen werden.
Klar, kein Problem.
Und obwohl wir beide in Tadschikistan Fremde sind, und jeder des anderen Sprache nicht verstehen kann,
sein “Danke” kommt so leicht rüber….