Ausreise Tadschikistan (30.Aug.09)

Ufff, das hat länger gedauert, und dies hier zu Lesen wird auch dauern.

Ein besonderer Tag, das war eh klar.
Schliesslich sind meine Belege unvollständig.
Ich hab wirklich gut ausgeschlafen an sehr ruhigem Schlafplatz und bin für die tadschikische Ausreise gewappnet,
aber es kommt spektakulärer als ich ahnen konnte.
Hier in ZentralAsien wird einfach alles geboten. Uiuiuih

Die Nacht hatte ich schon mit drei weiteren deutschen Fahrzeugen verbracht,
und sie treffe ich direkt vor dem Schlagbaum wieder,
obwohl sie fast drei Stunden vor mir losgefahren sind.
12.30h, es geht los.
Ich darf sogar aufs Gelände fahren,
und anhalten.

schlafplatz-vor-grenze

Meine zweite Quittung aus Kourough fehlt. Weiss ich.
Schliesslich wollten sie bei der Ausreise nördlich Murghab 500 Sumoni  (ca 80 Euro) von mir haben,
und nur meine Quittung hat diese Forderung auf null reduziert. Aber diese Quittung haben sie einkassiert.
Ohne Quittung keine Ausreise, bzw dann eine Strafe: 50 US Dollar pro fehlendem Tag, bei rund 23 Tagen, also 1.150 US Dollar.
Vergesst es !
Ich bezahl NIX !

Ich bestehe darauf sie mögen in Kourough anrufen und sich von Herrn Jovid bestätigen lassen, dass ich dort bezahlt habe.
Nach genau 1,5h versuchen sie die Nummer, aber es ist die falsche. Mehr Versuche gibt es nicht. Und keiner ist in der Lage diese Nr von Herrn Jovid herauszufunden. Ohnehin müssen sie immer hier mit ihren privaten Handys telefonieren. Ein Diensttelefon gibt es nicht, der Funk ist nur für den Kriegsfall, aber das kenn ich schon.

Die anderen drei Fahrzeuge stehen immer noch draussen.
Sie haben ein ähnliches Problem, und auch bei Ihnen bewegt sich nix.
Drei Stunden sind um.

Wir werden in den nächsten Ort verwiesen. Dort gäbe es eine deutsche Organisation, die würde uns helfen. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass es die deutsche Sektion der Welthungerhilfe ist. Wir verzichten auf Kontaktnahme.

Es ändert sich nix.
Gebetsmühlenartig wiederholen wir alle unseren Standpunkt.
Vier Stunden gehen um.

Mir wird angeboten an Eides statt zu versichern, dass ich die Quittung verloren habe, dann würde ein Protokoll angefertigt, und ich müsste 40 Dollar “straf” bezahlen.
Ob ich Kopien meines Passes habe?
Hab ich nicht. Dann müsste ich welche in Penjikent machen lassen.
Seh ich nicht ein, wenn die hier keinen Kopierer haben, und Kopien wollen, dann müssen sie selber fahren,
Ok, dann bräuchten sie Geld für Benzin weil sie keines haben, weder Benzin noch Geld.
Bekommen sie von mir auch nicht, dann können sie auf die Kopien verzichten.
Können sie nicht,
aber die Übersetzerin fürs Deutsche muss eh zu ihrem kranken Kind in die Stadt zurück, also fährt das Auto jetzt los. (Geht doch…)

Die drei Deutschen stehen immer noch hinter der Schranke, auch bei ihnen kein Weiterkommen.
Sie machen sich jetzt selbstständig, gehen am Customs Offizier (Customs sind die, die für den Waren- und Autoverkehr zuständig sind),
vorbei zur Grenzpolizei (die für die Personenkontrolle zuständigen) und wollen den AusreiseStempel für den Reisepass.

Dieser Chef der Grenzpolizei hat aus der Ferne schon länger mit Missvergnügen unsere vier festgenagelten Autos und deren hilflose Bewohner beobachtet.
Er ist den Militärleuten weisungsbefugt, die an der Schranke die Ein- und Ausfahrt regeln, und gibt die Weisung durch, dass die drei Fahrzeuge aufs Zollgelände einfahren sollen. Nach gut 4 Stunden Palaver.
Ich selbst war ziemlich nach Ankommen diekt aufs Gelände gewunken worden. hab aber seit 4 Stunden dort den Gelben auch nicht mehr bewegt.

Das hört der Customs Inspektor, rennt zur inzwischen geöffneten Schranke und stellt sich vor das erste Fahrzeug.
Das ruft wiederum den Grenzpolizisten auf den Plan, er rennt ebenfalls zur Schranke und spricht den Customs an, er würde gerade über seine Befugnisse gehen.
Dann gibt wie unter Jungs schonmal üblich ein Wort das andere. Und das nächste Wort ist sogar immer lauter als das vorherige. Und der Grenzpoliszist lässt mal ein Wort aus und streckt seine Faus als Kinnhacken zum Customs aus. Der nicht faul, rauft locker zurück.

Jetzt eskaliert es, logisch.
Die untergebenen Customs kommen ihrem Chef zu Hilfe,
der Grenzpolizist hat auch eine Helfertruppe, und schon ist die wildeste Schlägerei rund um die drei Fahrzeuge vor der Schranke im Gange.
Ringrichter gibts keinen und ganz fair geht es auch nicht zu.
Anyway. Der Grenzpolizist ist klar überlegen: ein Kopf grösser, 1,5 fach breiter und nur 0,7 fach so rund wie der Customs.
Der fliegt über Betonbarrierren und wird schliesslich von seinen Leuten zurückgehalten. Wohl um seine Gesundheit zu schützen.
Jetzt fliegen wieder laute Worte über den leeren Platz.
Die Stimmung bleibt gereizt.

Das Ansehen des Customs hat gelitten. Und er ist tatsächlich genau der Typ, der uns allen diese Schwierigkeiten fabriziert hat. Sogar im Internet muss es schon Kommentare und Texte zu seinem Verhalten an dieser Grenze geben.
Dieser Custom will jetzt die Bühne verlassen. Mit seinem Auto fährt er zur Schranke, aber die Militärs öffnen nicht. Anweisung vom Grenzpolizisten.

Da setzt der Customs zurück, fährt zwischen zwei Baracken seitlich aufs Feld und durchpflügt den Acker parallel zur Strasse, um hinter der Schranke wieder auf die Strasse zu hoppeln und ins nahe Penjikent zu fahren.
Upps, das war dann der mindestens der vierte Akt des Dramas.

No5 lässt so ne Stunde auf sich warten, dann kommen vier Autos mit den Chefs der Chefs der Chefs.
Es bleibt weiter laut, aber als erstes müssen die Zeugen-Deutsche-Ausreisewillige verschwinden.
Drum geht jetzt alles sehr schnell.
Nach 20 Minuten sind alle meine Papiere fertig.
Die normalerweise zwischen 18h und 20h geschlossene Grenze wird einfach geöffnet, und draus bin ich.

Bezahlt hab ich mit meinem Restgeld, das waren so rund 20 US Dollar, und beim Komplettchaos haben sie total übersehen, dass ich im Prinzip nochmal 75 US Dollar für die dritte 15-Tage-Verlängerung hätte zahlen müssen, denn Quittung No3 hab ich nie gehabt.
Und eine Registrierung, weil ich länger als 30 Tage im Land war hab ich auch nie besorgt (35 US Dollar Gebühr).
Plus Strafe ? Kann sein….

Liebe tadschikischen Freunde,
ich glaube ich werde langsam einer von euch.
Nur prügeln, das ist nicht so mein Ding.

Weiter zur usbekischen Einreise,
aber dort war einfach alles längst zu spät
und der Drogenhund schon im Reich der Träume……

Angriff abgewehrt

Diesmal eine Grenzerfahrung mit der Polizei.
Ich werde in Südrussland auf der Landstrasse von zwei Beamten aus dem Verkehr herausgewunken.

Der Grund ist wohl berechtigt. Sie zeigen mir Videoaufnahmen vom Kollegen, wo mein Gelber mit 86 Km/h in der fast unbebauten Ortschaft unterwegs ist. Erlaubt sind 60. Und die beiden sind sich ihres Sieges sicher, ganz sicher.

Mir ist erst im Laufe des Prozederes klar geworden, wie sehr es um die eigene Tasche und um den Sieg fürs Familieneinkommen geht. Hinter mir fuhr einer mit 84, der war nur Minuten im PolizeiLada drinne, hat schwarz bezahlt und war entlassen. Protokoll wurde erst garkeins angefasst.

Mit mir hatten sie sich offenbar den ganz grossen Reibach vorgenommen, und schon wieder zu hoch gepokert, wie schon andere an der usbekischen Grenze.

Der ganze Geschichte:
Sie sammeln direkt meinen internationalen Führerschein ein.
(meine alte und in 2007 abgelaufene Version, ne neue Version hab ich dabei, zeige sie aber nie, zudem gilt der Internationale nicht in Russland, und ohne die zusätzliche Vorlage des deutschen Führerscheins schonmal garnicht, aber den hab ich sowieso nicht dabei.…).

Sie stellen mir ne Quittung darüber aus und wiederholen x-mal das englische Wort „goob-bye“.  Sie sind sich ihres Druckmittels sicher, meinen mich gerade zum Fussgänger gemacht zu haben.

Ich weiche nicht von der Stelle, stehe exakt in Kreuzungsmitte am PolizeiLada. Wiederhole ohne Unterlass ich sei nur Tourist, quasi auf der Durchreise von Kasachstan in die Türkei, habe kein Geld bei mir.
220 Rubel (ca 8 Euro) halte ich ihnen hin und sie lachen abfällig.
Er schreibt die Zahl 15.000 Rubel aufs Blatt. Später werden aus diesen 500 Euro dann 200 Euro, dann 100 Euro, dann 100 Dollar. Aber wenn wir doch einmal beim Verhandeln dabei sind…..

Dann meinen sie, ich müsse jetzt wohl ins Hotel gehen, der Wagen würde verplombt. Später empfehlen sie mir, dass ich ja zu Fuss oder mit dem Bus nach Sotchi weiter könne.
Der “Fiese” von beiden spricht dann auch von Stalingrad, und Faschist, etc..
Ich mache einen auf Devot, lass alles geschehen, entschuldige mich für zu schnelles Fahren, plädiere auf durchreisender Tourist ohne Geld in der Tasche.
Eine Stunde später will der Fiese den Wagen von innen sehen. Ok. Aber das hat ihn eher schlechter gestimmt. Er findet bei der Durchsuchung mein Notebook und meint, der wäre dann ja wohl ihm. Ich widerspreche energisch und lege es wieder zurück.
An anderen Stellen spricht er von „Presente“, auf dem Ohr bin ich eh schon lange genug und erprobt taub.

Draussen geht die Leier wieder von vorne los. Keine Ahnung wie lange das so gedauert hat, aber es wird dunkel. Reiner Nervenkrieg. Aber die beiden lassen auf keinen Fall locker. Sie geben mir die Quittung für meinen Führerschein, und steckten ihn unter die Sonnenblende des PolizeiLadas.
Dann kommt ein weiteres Polizeifahrzeug mit zwei Beamten. Diese Beamten haben dunklere Uniformen, die Rangabzeichen sind zu unterschiedlich, und ich kann die Rangfolge mit meinen beiden Speziess nicht vergleichen.

Es geht hin und her, ich solle mich noch mal in den Lada setzen, da bleib ich dann einfach auch mal länger sitzen. Als die Rede auf Dollars kommt, lege ich noch 13 US Dollar aus meiner linken Hosentasche drauf.
In der unteren Tasche hab ich noch weitaus mehr.

Ich lege die bunte GeldMischung demonstrativ aufs Armaturenbrett. Aber er nimmt sie erstmal nicht und senkt seine Forderung auf 100 US Dollar. Die anderen drei stehen draussen rum.

Ich bleib weiter sitzen, biete so demonstrativ Paroli. Da packt den Jüngeren, den  Ruhigeren, irgendetwas:
Er gibt mir meinen Führerschein und sagt “ok”.
Ich wär entlassen und er ergreift das Geld.

Ich zum Auto, Schlüssel rein, und da kommt der Fiese eilig zu mir über die Strasse zum Gelben. Er steckt keinsfalls jetzt schon auf, er will Geld sehen.
Er deutet auf meine beiden Hosentaschen, die unteren, aus denen ich das Geld geholt hatte. Er deutete auf links, fasst von aussen an meine Hosentasche, fühlt meinen Pfefferspray, meint ich hätte da noch mehr. Ich hole den Pfefferspray raus. Das ist nicht das, wonach er sucht.
Dann deutete er auf die andere Tasche.
Uppss, jetzt wird’s anders. Ich weiss das da noch jede Menge weiteres Geld steckt. Beim späteren Nachzählen finde ich dort genau 163 US-Dollar und 50 Euro.
Da bleibt mir nur der Stimmungsumschwung.
Schluss mit Devot, jetzt wird offen gekämpfft.

Ich verweigere mich.
Keine Hand an meine Klamotten mehr.
Ab diesem Moment ist er sich natürlich auch absolut sicher, sein Zusatzeinkommen gefunden zu haben: nämlich mein Geld.
Ich verweise auf den „Deal“ mit seinem Kollegen. Wir wären uns doch einig geworden, und ich könne doch jetzt fahren……
Da platzt dem Fiesen der Kragen.
Er greift in mein Führerhaus, nimmt die Autoschlüssel an sich und geht zurück zum PolizeiLada. Ich will die Schlüssel wiederhaben, greife in seine Richtung und er packt meinen Arm unsanft und wehrt ab.
Sein Kollege, der noch im Polizeilada sitzt, nimmt die Schlüssel an sich.

Diese neue Situation lässt meine Stimmung deutlich umschlagen.
Ich spreche die Typen laut an, verwahre mich gegen jede körperliche Gewalt. Da mischt sich einer von den beiden Neuen ein. Er beschwichtigt, ruft auch den Fiesen zur Mässigung. Er will eindeutig nicht, das die Szene jetzt eskaliert, das würde auch den Polizisten schaden. Gewalt gegen Ausländer ist wahrscheinlich schlecht zu begründen.

Aber das Thema bleibt erstmal das alte. Der Mässigende versucht den anderen beiden beizubringen, das sie mich ziehen lassen sollten, aber das passt diesen beiden nun gar nicht.
Der Fiese ruft wieder Faschichst und andere Dinge auf russisch, die ich nicht verstehe. Sie sprechen noch mal von Führerschein einbehalten und Auto an die Kette legen.

Mein Stimmungsumschwung, die Fortsetzung: . Jetzt bestehe ich auf einem Protokoll. Ich will mit allen zur Polizeiwache fahren und dort wird das Protokoll aufgesetzt.
Aber bitte auch ein Protokoll zum Vorfall der Korruption.

Und in dieses Thema steigerte ich mich regelrecht ein. Ich hätte genug Menschen mit meinen Augen gesehen, die im Lada Bargeld an die beiden gezahlt hätten, ohne Protokoll. Und das möchte ich bitte auch auf der Polizeistation, also unter neuen Zeugen, protokolliert haben. Ich würde jetzt auf beiden Protokollen bestehen.
Ich hätte auch Geld bezahlt, 220 Rubel und 13 US Dollar und keine Quittung bekommen.
Ich gehe noch mal zum Lada und zeige auf den Ruhigeren: er habe Geld von mir bekommen und die Forderungen auf einen Zettel geschrieben: zuerst 500 Euro, dann 200 Euro, dann 100 Dollar. Dieser Zettel müsse jetzt noch in seinem Block sein.
Der Beschwichtigende merkte, dass das superschnell nach hinten losgehen kann.
Der Fiese regt sich noch weiter auf, kommt mir näher und näher und berührte mich. Da schreie ich regelrecht auf, gehe sofort auf den Beschwichtigenden zu und sagte er solle dafür sorgen, dass der Fiese den Abstand zu mir einhalten müsse.
Der Beschwichtigende beruhigt mich, und auch den Fiesen. Ich gehe deutlich nochmal auf die beiden Ersten zu, und rufe mehrfach das Wort Korruption. Zudem deute ich mit den Händen auf die Schulterklappen des Fiesen, dass ihnen die Rangabzeichen von den Schultern abgerissen werden würden.

Einen kurzen Moment später öffnet der Ruhigere von beiden die Türe des Ladas und beugt sich raus. Der Beschwichtigende deutete mir an, ich solle noch mal hingehen, aber ich merkte erst nicht was passiert, gehe dann auf die geöffnete Fahrertüre zu. Da hält mir der Ruhigere meinen Autoschlüssel und das zusammengerollte Geld entgegen.
Der Beschwichtigende sagte noch wortreich, das ich nix davon erzählen solle, und das jetzt alles gut sei.

Ich bedanke mich mit Handschlag bei dem Beschwichtigenden, schau die anderen beiden nicht mehr an, gehe zum Gelben, starte und fahre ziemlich euphorisiert los.

Der Fiese hatte noch kurz vorher angedeutet, als ich ihm die Korruption um die Ohren warf, das er den Gelben zerstören würde, oder so. Also schaue ich nach der Abfahrt noch eifrig in den Rückspiegel, fahre auch etwas schneller als normal, bin auch noch ein gut Stück aufgeregt, aber immerhin…, wieder unterwegs, nach gut drei Stunden.

Ich hab erst langsam dann begriffen, was da so passiert ist:
Ich bin erheblich zu schnell gefahren, soll ne satte, sicher auch angemessene Strafe bezahlen. Und nur weil die beiden blöden Beamten, ihren Groll abreagieren müssen: teures Auto, fachistischer Deutscher, und dann kein Geld dabei haben wollen, wer glaubt das denn…..,
weil diese blöden Beamten nur an ihre eigene Tasche denken, und auch mit Kleingeld nicht zufrieden sein wollen, nur deshalb komme ich völlig ungestraft ohne einen Penny zu verlieren davon.

Okay. Jetzt weiss ich noch etwas besser was hier gespielt wird.
Ich lerne dazu,
und bin schon ziemlich fit,
für den Osten der Welt..

Fang den Günther

Meine “Grenz-Erfahrungen” verlegen sich gerad ins Land, ins Russland.
War ich doch auf der Hinreise noch ganz des Lobes, und hab den Stinkefinger in Richtung Ukraine gezeigt,
so muss ich doch den Finger weiter nach Osten kippen.
Auweija was ist hier, in Russland, los.

Story No1 vom 07.Sept setz ich mal als bekannt voraus.
Dann kommt der 08.Sept. Bis hierhin noch klar?
Für mich nur bis zum Frühstück.

Am Kreisverkehr ein Polizeicheckpoint. Die gibt es hier quasi als Lehrlingswerkstatt für demnächst dann als Selbstständige “arbeitende” Polizeistreifen.

Sie hatten wie üblich Personen- und Fahrzeugpapiere kontrolliert, nach dem Woher? und Wohin? gefragt und mich sogar noch drauf aufmerksam gemacht, dass meine Richtung falsch sei. Ich müsse durch den Tunnel.

Na da hat doch dieser KontrollCheckpoint etwas gutes geleistet.
Ich also durch den Tunnel, den Berg rauf, und hinter mir ein PolizeiLada ausser Rand und Band mit Blaulicht und Sirene.
Ich langsam rechts ran, und die Herren sind äusserst ungehalten. Ich solle doch bitte sofort (!) anhalten. Sie sind offenbar so zögerlichen Bremsdruck von den Einheimischen nicht gewöhnt, die gehen wahrscheinlich ehrfurchtsvoll und hoheitsgläubig sofort in die Notbremse.

Ich erkläre ihnen erstmal gestenreich, dass ich es nur gut mit ihrer Frontscheibe gemeint habe. Schliesslich sei der Seitenstreifen nur grob geschottert. Aber ich bekomme kein Lob, nur missachtende Blicke. Das Thema wird nicht behandelt, weil zum nächsten gegangen.

Ich sei nicht klar in meiner Spur gefahren, sondern zwischen zweien getändelt, mittig auf zwei Spuren, ohne weiteren Verkehr ringsherum, versteht sich.

Ich soll genau wie gestern im PolizeiLada mal Platz nehmen, sogar auf dem Fahrersitz. Der Cheffe malt ausführlich ne kleine Skizze auf Papier und fühlt sich siegessicher. Er ist wohl im gleichen PolizeicheckPoint ausgebildet worden wie der Kollege “von gestern”.
Er nimmt meinen Reisepass, legt ihn in seine Mappe, schliesst den Reisverschluss und will in mein verduztes Gesicht schauen. Da gibt es nix zu schauen.

Dann soll ich wieder aussteigen. Okay, kein Problem, gemacht.
Kollege Untergebener schwingt sich wieder auf den Fahrersitz, startet den Motor und machte sogar Anstalten loszufahren.
Da werde ich sofort lautstart und energisch, denn so am Morgen ist von mir nur die abgekürzte Version zu haben.

Ich bestehe laut auf Protokoll und Quittung für meinen Reisepass, das Wort “Polizeistation” werfe ich in die Runde, sofort und mehrfach.
Und das die eben am Kreisverkehr auch schon alle Papiere kontrolliert hätten und für gut befunden hätten.
Aber diesen deutschen Redeschwall brauche ich nur, um mehr Text zu haben, denn ne logische Verbindung zwischen den beiden Kontrollen gibts natürlich nicht.
Dann noch der Hinweis, dass ich im oder vor dem Lada weder etwas unterschreiben, noch bezahlen werde, wir aber gerne nen kleinen Konvoi zusammenstellen können, der uns zu ihrer Polizeistation nebst Chef-Chef und Übersetzer bringen wird. Ich könne auch gerne meine eigene gelbe Lampe dazu einschalten, wäre nämlich ein deutscher Gelber.
Toller weiterer Redeschwall mit gut zu unterlegenen Gesten und Mimiken.

Hat dann noch bestimmt ne gute halbe Stunde an Wiederholungen gedauert, aber plötzlich gibt er mir den Ausweis zurück (Fahrzeugpapiere und Führerschein hat er nie gehabt und nicht verlangt…) und machte eine „Fahr-weg“ Handbewegung. Hab ich dann auch wortlos gemacht.

Nächste Situation, wirklich kaum 30 min später.
Ich fahr hinter ‚nem LKW, es geht bergab, ich will ihn überholen, aber er dreht auf, ich schau mir den Mittelstreifen genauer an, Farbe ist ziemlich abgefahren, und erkenne: „Durchgezogen“. Also bleibe ich wo ich bin.
Berg wieder rauf, ganz oben, da stehen sie, zwei PolizeiLadas unter Bäumen, im Schatten. Blickrichtung: die durchgezogene Linie, übrigens in diesem Falle ohne zusätzliches Überholverbotsschild.
Im Schatten nicht der Sonne wegen, sondern hier können sie ganz schlecht von der Strasse aus gesehen werden. Da hat die Familie wohl schon den Wunschzettel für Weihnachten abgegeben.

Nach den Polizeiwagen, die Strasse macht ne leichte Kurve, Linie  jetzt unterbrochen, ich schere aus und überhole. Wieder 1.000 Meter weiter, ich hab den Lada mit Blaulicht und Signalhorn hinter mir. Was ein Aufstand.
Anhalten.
Ich zeig mal wieder meinen seit 2  Jahren abgelaufenen Internationalen Führerschein, und den Reisepass. Zudem bestreite ich sofort jedes Fehlvergehen, und fühle mich komplett unschuldig.
Aber die beiden Jungens geben sich noch übermütig, sie haben ne Videokamera mitlaufen lassen, und ich muss mir „meinen“ Film auf ihrem Laptop jetzt ansehen.
Zunächst ordne ich die Szene falsch ein, und meine sie werfen mir den Überholvorgang vor. Aber dann wird mir klar: die Szene zeigt meinen abgebrochenen Überholversuch wegen durchgezogener Mittellinie. Dabei hab ich mit zwei Reifen die Linie überfahren. Anders hätte ich kaum sehen können, wie sich der Mittelstreifen in den nächsten Metern „entwickelt“. Die Jungens bestehen jetzt drauf: Die Linie darf keinesfalls und nie und nimmer, und mit rein garnix überfahren werden.

Protokoll fangen sie keines an auszufüllen, eine Geldforderung für den Weihnachtszettel gibt es auch noch nicht. Ha, da komm ich ihnen jetzt einfach zuvor, ich kenn doch locker das Drehbuch, und ein paar Proben hab ich auch schon mitgemacht.

Ich dreh sofort auf, rede mal wieder von Polizeistation: Ich versteh hier zu wenig, da muss ein Übersetzer her, den wirds auf der Polizeistation geben, und dann regeln wir das schon. Also, fahren wir los.
Und überhaupt, ich war schon in Kirgistan, in Tadschikistan, in Usbekistan, in Kasachstan auf dieser Reise, und zeige ihnen auch noch direkt die vielen Visaaufkleber und Stempel in meinem Pass.
Uppss, das war für die Herren jetzt vielleicht doch ein bisschen viel. Sie zeigen sich doch tatsächlich beeindruckt, die beiden. Sie fragen nach, und schauen auf die bunten Hinterlassenschaften der ausländischen Kollegen. Da lenkt der Lautere von beiden ein, kein Problem, alles halb so wild, ich könne fahren.
Na das waren jetzt nicht mal 20 Minuten. Ich werde besser.

Und hab auch gleich die nächste Chance. Vorfall No3 an einem Tag, langsam bin ich bedient.
Am Nachmittag.
Wie in jedem Dorf stehen die blau Uniformierten auch in diesem, mit mehr Sternen als IQ. Und der mir entgegen kommende Verkehr blinkt schon mit Lichthupe: Achtung. Also achte ich sehr genau auf meine Speed, schaue nach besonderen Verkehrszeichen: keine zu entdecken. Und trotzdem werde ich rausgewunken.
Er bleibt erst mal demonstrativ auf der anderen Strassenseite stehen, ich mache das Fenster runter, und er schüttelt den Kopf. Jetzt soll ich wohl vor Ehrfurcht alles Geld zusammen raffen, oder was ?

Er kommt auf mich zu, entdeckt, dass ich seine Sprache nicht kann, lässt die Radarpistole ganz komisch, weil so belanglos, am Riemen nach unten fallen, schaut auf mein Kennzeichen, und ich bin noch so in meinem deutschen Redefluss, dass ich genau drauf geachtet hätte, und garantiert nicht zu schnell gewesen wäre, und überhaupt, ohne Übersetzer geht hier gar nichts…
Ich hab fast nicht mitbekommen, wie er mir den Ausweis wieder zurückgeben will, und mich mit einer Handbewegung mich in die Ferne schickt….,
huch, das waren nicht mal vier Minuten seit Motor aus,
ob er mich verstanden hat ?????

Dann gabs da in Sotchi nen Tag später noch ne Fusstreife (!) im Hafen, die meinte, mit meinem Visum würde was nicht stimmen, und für 50 Dollar könne er das in Ordnung bringen,
aber da hab ich gleich abgewunken.
Wenn sie ihm seinen Lada wegnehmen, dann kann doch wohl nur was mit ihm nicht stimmen, und er solle erstmal schauen gehen, das er sein Auto wiederbekommt, dann können wir ja nochmal drüber reden,
aber bis dahin bin ich eh längst geflüchtet,
aus Russland.

Aber auch das war auch noch nicht alles,
aber es wiederholt sich halt alles,
gääähhnnn……
Bezahlt hab ich eh NIE.
(Stand: 13.Sept 09, 16.30h)