Mo.28Aug22 – Zweite Hilfe

Über Stunden kommen immer wieder Fahrzeuge vorbei.
Meist sind es Fischlaster, die frische Beute in die nächsten Städte bringen.
Lobito im Norden, ca 150Km,
oder Namibe im Süden, auch ca. 150Km.
Oder Sattelschlepper voller Tomaten.
Hier und da mal ein Pickup.
Für PKWs ist die Piste EN100 unpassierbar.

Vor 20 Jahren hat der Staat den Neubau dieser EN100 beschlossen.
Ein brasilianisches Konsortium hatte den Zuschlag bekommen, und das Geld.
Doch allzuviele Funktionsträger haben ihre Hände aufgehalten,
und das Geld war zu Ende, bevor die Strasse auch nur annäherend fertig gestellt werden konnte.

Jetzt ist der Zustand sicher schlechter als vor 20 Jahren.
Ab und zu stehen einfach massive Betonbrücken in der Landschaft rum,
Funktion haben sie keine.

Jeder der vorbei fährt hält kurz an und fragt ob er helfen könne.
Aber uns ist nicht so einfach so helfen.

Ali hält auch an, und lässt sich nicht so leicht besänftigen.
Ich bräuchte doch Hilfe, das ist für ihn klar.

Er hätte gute Verbindungen in Lobito und würde in jedem Falle Hilfe schicken.
Er kenne da einen “smarten Mechaniker”.
Hinter seinem Rücksitz holt er noch eine blitzblanke Machete heraus und übergibt sie mir.
Die sei zu meinem Schutz, man wisse ja nie, hier in der Wildnis.

Es ist die erste, sehr scharfe Machete die ich in Händen halte
und konzentriere mich fest darauf, mich zunächst mal nicht selbst zu verletzten.

Ali brauste in seinem sehr hochgebockten GMC-Pickup davon.
Und er wird sein Wort halten.

Noch vor dem Sonnenuntergang nähert sich ein gelber Lastwagen.
Sie halten genau auf mich zu, halten an, und erklären sich als Mitarbeiter von Ali.

Sie haben den Auftrag die Vorderachse auszubauen und sie mit in die Werkstatt zu nehmen !

Vorderachse ausbauen???
Der Steyr hat Allradantrieb.
Da werden wir erschlagen von Zahnrädern, Dichtungsringen, und Klemmscheiben.
Alles höchst-feinmechanische Dinge,
die den Dreck des Wüstenbodens sicherlich nicht gut vertragen.
Und was wenn mal so ein kleines Teilchen einfach runter fällt und sich in den Staube macht ???

Bitte nicht die Vorderachse ausbauen !!!

Die beiden Herrn sprechen kein englisch, und ich kein portugiesisch.
Die nächsten vielen Minuten bin ich nur noch damit beschäftigt.
sie möglichst weit von meiner Vorderachse fern zu halten.
Ein Blick in ihren kleinen Werkzeugkoffer macht mir Mut,
damit werden sie eh wenig Chancen auf ne gute Arbeit haben.

Ok, dann richten sich die beiden erstmal neben dem Pad ein.
Holz sammeln, Lagerfeuer anmachen, Thunfischdosen aufreissen.

Ich versuch sie zu vertrösten,
ich wäre hier gut + sicher aufgehoben, sie könnten auch gerne wieder zurück fahren.
Aber NEIN.
Sie haben von Ali den höchst-spezial-Auftrag erst dann von meiner Seite zu weichen,
Wenn ich wieder fahrfähig und unterwegs bin.
Na dann !!!
Dann machen wir hier eben ein Camp auf.
Kann ja auch nicht schaden.

Es wird früh dunkel im winterlichen Angola.
Der Steyr parkt prima.
Ein paar Steine und Äste vor und hinter den Steyr auslegen,
das hat hier in Afrika (und auch Asien) die Funktion von Warndreiecken,
und ab ins wohnliche Haus.
Das ist halt der Vorteil von so nem Wohnmobil:
Egal was draussen abgeht, die Bude geht in Ordnung,
das Bett ist immer dasselbe…